Die weißen Bungalows liegen in den grünen Hang eingebettet – mit Blick auf den Indischen Ozean.

Foto: White Pearl

Die Unterkünfte sind luxuriös.

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Delfine lassen sich bei einer Ozeansafari beobachten.

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Wer hier herkommt, findet das Klischee von paradiesischen, völlig unberührten Stränden vor.

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"Wie? Für die Affen?" Der freundliche Butler zeigt auf eine Hupe auf dem Nachtkästchen neben dem Bett. "Für die Affen. Wenn sie kommen. In der Nacht. Aber keine Panik." Natürlich nicht. Man versucht den Erklärungen zum luxuriösen kleinen Bungalow mit der Terrasse samt eigenem Minipool weiter zu folgen. Im White Pearl im Süden von Mosambik bewohnt jeder Gast ein eigenes, weißes, an einem Hang in sattem Grün fast verborgenes Häuschen. Holzstege führen durchs Gebüsch zu den Restaurants und Bars und an den Strand.

Wer in der Kindheit Judy Garland und den Zauberer von Oz kennenlernte, hat vielleicht nicht nur ein Faible für rote Schuhe entwickelt, sondern auch ein Unbehagen bei dem Gedanken an Heerscharen von Affen, die einen heimsuchen könnten – ob fliegend oder kletternd. Doch die Affen tauchen hier nur selten frech kichernd in den Kasuarinenbäumen ringsum auf. Oder frühmorgens, wenn die Sonne aus dem Indischen Ozean auftaucht und man sie über das Dach des Bungalows trippeln hört, während man vom Bett aus dem Spektakel der Tagwerdung folgt. Die Hupe braucht man nicht, hat man doch alle Türen fest verschlossen.

Kalaschnikow und Caipiroska

Wer hier herkommt, findet das Klischee von paradiesischen, völlig unberührten Stränden vor. Aber auch ein Hotelresort, wie man es nicht in einem Land erwartet, das lange durch Unterdrückung und auch seit der Unabhängigkeit von Portugal 1975 durch Bilder von Bürgerkriegen und Kindersoldaten in Erinnerung blieb.

Für den auffälligen Luxus inmitten eines von Armut geprägten Landes, das die Kalaschnikow der Freiheitsbewegung Frelimo (Frente de Libertação de Moçambique) noch immer auf der Staatsflagge trägt, muss man – wahlweise in mosambikanischen Metical oder US-Dollar – stolze Preise bezahlen.

Fast etwas Obszönes

Hier im weißen Himmelbett am türkisblauen Wasser einen Cocktail zu schlürfen hat fast etwas Obszönes, selbst wenn einem dabei Bob Dylans "Mozambique" ins Ohr schmeichelt. Bis man am Strand liegt, muss aber eine herausfordernde Anreise auf sich genommen werden. Ob vom Flughafen in der Hauptstadt Maputo oder von einem kleinen Grenzübergang mit dem Auto aus Südafrika kommend, man hat viele Stunden auf einer Hubbelpiste vor sich.

Man schaukelt durch wunderschöne, grüne Landstriche auf Straßen, die nicht unbedingt als Fahrbahnen erkennbar sind, mit Schlaglöchern, in denen ein Smart verschwinden könnte. Nur fährt hier niemand Smarts. In der Stadt fährt man an Elendsvierteln vorbei, auf dem Land an Baracken und Frauen, die das Getreide auf den Feldern noch per Hand dreschen. Etwas später fragt der persönliche Zimmerbutler, ob er noch Eis bringen soll.

In Bildung investieren

Eine andere Variante ist die Anreise mit dem Hubschrauber direkt zum White-Pearl-Resort – aber das ist nur etwas für Gäste, die dringend ein paar extra Hunderter loswerden müssen und vom Land lieber gar nichts sehen wollen. Abgehoben reisen im doppelten Sinne.

Wer aber mit dem Auto durch die Community von Ponta Mamoli fährt, bemerkt auch etwas anderes: Schulkinder, renovierte Gebäude, Fußballfelder, auf denen fröhliche Kinder spielen, und kleine Geschäfte am Straßenrand. "Wir haben uns überlegt, wo wir am besten etwas an die Gemeinde hier zurückgeben können", erzählt die Geschäftsführerin der Luxusanlage White Pearl, Cordelia Masher, "und das Erste, das uns in den Sinn kam, war Bildung. Denn die Kinder sind unsere Edelsteine, in unserer Gesellschaft und in unserer Wirtschaft." Da atmet man fast auf, während schon der zweite Gang des abendlichen Dinners aufgetragen wird. Wenigstens wird hier etwas weitergegeben. Bei rund 800 Euro pro Nacht im Bungalow sollte sich das auch ausgehen.

Zum Fußballspielen ermuntert

Konkret heißt das, dass ein Großteil des Teams direkt aus den umliegenden Dörfern kommt, rund 120 Männer und Frauen sind aus Mosambik, der Großteil davon aus der Gemeinde. Nur einzelne Mitarbeiter sind aus Südafrika. Man hat auch massiv in lokale Schulen investiert. Etwa 150 Kinder gehen hier in zwei Schichten zur Schule. In den Sommerferien gibt es zusätzliche Lernprogramme für die Kinder, auch einen eigenen Pool für Schwimmunterricht und IT-Unterricht im Administrationszentrum des Hotels. Das alles wird auch von einer norwegischen Mäzenin unterstützt. "Sie ist gekommen und hat sich in unsere Schulen verliebt, seither unterstützt sie uns", erzählt Masher.

Die Geschäftsführerin betont, dass die Kinder und die Gäste nicht in zwei separaten Welten bleiben sollen. So werden Hotelgäste etwa ermuntert – so sie Fußball spielen können –, die Kinder des White-Pearl-Teams bei lokalen Matches tatkräftig zu unterstützen.

Chillen vor dem Heimflug

Apropos Bildung: Man trifft in der Belegschaft von White Pearl auf umfassend gebildete Mitarbeiter. Da ist zum Beispiel Isaac, der den Gästen abends auf einer Aussichtsterrasse beim Spa-Bereich den südlichen Sternenhimmel mit Laserpointer und einer Fülle von mythologischen Anekdoten erklärt. Am nächsten Tag taucht er am Strand im Neoprenanzug auf, um einen auf einer Ozeansafari zu begleiten. Nicht ohne vorher einen 45-minütigen Fachvortrag über Delfine zu halten.

Dann ist da der Kellner, der beim Frühstück plötzlich deutsche Popsongs der 1980er-Jahre trällert. Er hat als Kind in der DDR Deutsch gelernt. Viele buchen das Resort gemeinsam mit einer Safari im benachbarten Südafrika. Quasi zum Chillen vor dem Heimflug. Im Luxusreservat Tanda Safari im südafrikanischen Kwa-Zulu-Nationalpark wird täglich vor Sonnenaufgang ein Jeep bestiegen, um Löwen, Zebras, Giraffen und die hier vor Wilderern geschützten Nashörner zu beobachten.

In chinesischer Hand

Die Gäste des White-Pearl-Resorts kommen aus Deutschland, den USA und Großbritannien. Auch der Tourismus aus China zieht langsam an. Was wenig verwundert, hat doch China weite Teile des Landes quasi aufgekauft.

So sind auch die Baustellen entlang der Straße nach Maputo von chinesischen Schriftzeichen geprägt. Diese Straße soll übrigens planmäßig im November, also im örtlichen Frühling, fertigwerden. Dann sollte man weitgehend ohne Schlaglöcher vom Flughafen an die weißen Strände fahren können. (Colette M. Schmidt, RONDO, 15.9.2017)