Um etwa 12.30 Uhr bemerkte ein Tischler den Brand. Sofort alarmierte er einen diensthabenden Feuerwächter. Der drückte um 12.36 Uhr den Knopf am Brandmelder. Gleichzeitig reagierte ein automatischer Sensor. "Die Rotunde brennt", lief über den Telegrafen bei der Wiener Hauptfeuerwache am Hof.

Es war der 17. September 1937 um 12.41 Uhr, als die ersten Löschfahrzeuge der Wiener Berufsfeuerwehr im Prater, nahe der heutigen Trabrennbahn Krieau, eintrafen. Von außen war das Ausmaß des Brandes nicht zu erkennen. Das Prunkgebäude im Erholungsgebiet der Hauptstadt bestand vor allem aus Stahl, Blech, Holz und Gips. Alleine in der Kuppel waren 400 Tonnen Holz verbaut worden.

Rückzug angeordnet

Der damalige Branddirektor Rudolf König schrieb in seinem Bericht: "Wie ein hohler Götze zeigte die Rotunde nach außen imponierende Ausschau, eiserne Festigkeit und steinerne Dauerhaftigkeit, während sie in ihren ungeheuren Hohlräumen aus Stroh, Jutelappen, Holz und Gips hergestellt erschien." Ebendiese Materialen waren es, die das Feuer nährten.

Rund eine Stunde kämpften die Löschmannschaften gegen den Brand, bevor um 13.30 Uhr das Hornsignal ertönte. Die Feuerwehrmänner mussten sich zurückziehen. Gerade rechtzeitig, denn drei Minuten später krachte die Kuppel mit ihren 1.000 Tonnen Stahl und 400 Tonnen Holz in sich zusammen. Eine Druckwelle katapultierte die Flammen in die Seitengebäude. "Wir ham glaubt, d'Welt geht unter", sagte später ein Feuerwehrmann zu einer Tageszeitung.

Schutz umliegender Gebäude

Die Einsatzkräfte versuchten nun das Feuer von außen zu bekämpfen und die umliegenden Gebäude zu schützen. Durch einen starken Südostwind hatten auch das Lagerhaus der Gemeinde Wien, Dächer von Wohnhäuser und der Übungsturm der Berufsfeuerwehr Feuer gefangen.

Um mit dem Großeinsatz fertigzuwerden, wurden alle dienstfreien Mannschaften eingezogen. Auch Soldaten wurden eingesetzt. Binnen weniger Stunden war die Rotunde jedoch nur noch eine ausgebrannte Ruine. Die Feuerwehrleute hielten bis zum kommenden Morgen Brandwache. Im Einsatz standen 88 Fahrzeuge und mehr als 250 Mann. Die Brandursache ist bis heute unklar.

Zu wenig Geld für Abbau

Doch eigentlich hätte die Rotunde gar nicht mehr stehen sollen. Für die Wiener Weltausstellung vom 1. Mai bis zum 2. November 1873 errichtet, hätte sie danach wieder abgebaut werden sollen. Die Weltwirtschaftskrise und ein Cholera-Ausbruch in Wien hatten den Veranstaltern nur 7,5 Millionen anstatt der erwarteten 20 Millionen Besucher beschert. Schlussendlich war einfach kein Geld für den Abbau mehr da.

Somit wurde der Scheinbau eines der Wahrzeichen Wiens. Mit seiner 84 Meter hohen Kuppel, die eine Spannweite von 108 Meter hatte, wurde zudem ein Rekord aufgestellt. Kein Ort der Welt hatte zu dieser Zeit eine größere Kuppel. Insgesamt wurden 30.000 Quadratmeter für die Rotunde verbaut. Nach der Weltausstellung diente sie als Lager der Gemeinde Wien, ab 1883 wurde sie kommerziell genutzt. Ab 1921 war sie der regelmäßige Schauplatz von Fachmessen. Ein Jahr bevor sie niederbrannte, wurden Pläne angeordnet, wie man aus der Rotunde das Staatsarchiv machen könnte.

Am ehemaligen Standort der Rotunde befinden sich heute ein Parkhaus und Gebäude des neu errichteten Campus der Wirtschaftsuniversität. Mehrere Orte der Hauptstadt erinnern an den Scheinbau: So gibt es in der Leopoldstadt die Rotundenbrücke und die Rotundenalle. Und noch immer heißt eine Haltestelle der Liliputbahn im Prater "Rotunde". (bbl, 13.9.2017)

Foto: Michael Frankenstein, † 11. Februar 1918, Wiener Photographen-Association - Welt ausstellen. Schauplatz Wien 1873. Herausgeber Technisches Museum Wien, ISBN 3-902183-10-1
Foto: Anonym, Jutta Pemsel: Die Wiener Weltausstellung von 1873, Verlag Böhlau, 1989, ISBN 3-205-05247-1
Foto: Oscar Kramer, Zeffiro Ciuffoletti: Das Reich der Habsburger 1848-1918 - Photographien aus der österreichisch-ungarischen Monarchie, Verlag Christian Brandstätter, Dezember 2001, ISBN 3-85498-163-5, p.68
Foto: MA 68 Lichtbildstelle
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