Bei der Arbeit im ersten Grabungsschnitt.

Foto: Otto Pfeiffer

Das Foto zeigt zwei Grabungsflächen in Wörterberg. Der Verlauf des Grabens ist mit Kreide nachgezeichnet.

Foto: Peter Pfeiffer

Am Tag der offenen Grabung, dem 2. September, durften wir viele Besucher begrüßen, die sich über Fortschritte und Ergebnisse der Grabung informierten. Auch während der restlichen Arbeitswochen schauten immer wieder Besucher aus der Umgebung vorbei.

Foto: Jennifer Portschy

Nicht zum ersten Mal wurde in der südburgenländischen Gemeinde Wörterberg gegraben. Zwischen 2003 bis 2005 führte das Bundesdenkmalamt hier mehrere Grabungen durch. In der Böschung der Lafnitz konnten zwei römische Holzfässer geborgen werden. Mithilfe von dendrochronologischen Analysen ließen sie sich zwischen das 2. und 4. Jh. n. Chr. datieren. Eines der Fässer kann im Museum Hartberg besichtigt werden. Bei einer nachfolgenden Grabung auf einem nahe gelegenen Acker konnten zwei einander überlagernde Öfen freigelegt werden. Der ältere war aus Sandstein und Flusskieseln, der jüngere aus Lehmziegeln aufgebaut. Da datierbare Funde weitgehend fehlten, wurden die Öfen mithilfe von paläomagnetischen Untersuchungen in den Zeitraum zwischen dem 2. und 4. Jh. datiert.

Das Grabungsprojekt

Bei der Grabung heuer, von 7. August bis 8. September, handelte es sich nicht um eine von der Universität veranstaltete Lehrgrabung. Dieses Grabungsprojekt wurde von den acht Studenten der Urgeschichte und Historischen Archäologie der Universität Wien selbstständig organisiert. Die Grabungsleitung übernahm Erik Szameit, der uns vor und während der Kampagne immer wieder mit Rat und Tat unterstützte. Unser Ziel war es, nicht nur weitere Grabungserfahrung zu erlangen, sondern auch einen Einblick in den kompletten Aufbau und Ablauf einer Grabung zu bekommen. Finanziell wurden wir vom Land Burgenland sowie einigen örtlichen Betrieben und privaten Spendern unterstützt.

Ebenfalls verantwortlich für den Erfolg dieser Grabung war der Verein Lafnitztal Historik, besonders dessen Obmann Otto Pfeiffer. Ohne ihn wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen. Er stellte uns für die Dauer der Grabung sein Haus zur Verfügung und war unser Kontakt in der Gemeinde.

Die Vorbereitungen

Mit der großartigen Hilfe von Peter Milo von der Masaryk-Universität in Brno führten wir im Frühling einige geophysikalische Untersuchungen auf mehreren Parzellen durch. Die untersuchte Gesamtfläche betrug etwa 2,25 Hektar. Die Messungen der Prospektion ergaben einige interessante Strukturen. Am auffälligsten war eine kreisförmige, nicht geschlossene Struktur mit einem ungefähren Durchmesser von 18 Metern. In der Umgebung der zuvor genannten Öfen ließen die Ergebnisse auf gemauerte Strukturen als auch mehrere Gruben schließen. Ein Stück weiter im Norden zeigten sich zwei parallele lineare Strukturen, die wir als mögliche Straße interpretierten.

Die Ergebnisse flossen in die Planung der Schnittlegung ein, und wir entschieden uns, drei Grabungsflächen im Ausmaß von knapp 150 Quadratmetern zu öffnen.

Die Ergebnisse

Sensationsfunde können wir leider keine aufweisen, jedoch haben wir einige interessante Ergebnisse. Da die Funde noch nicht aufgearbeitet sind, kann es bei den Datierungen noch zu Änderungen kommen.

In der Umgebung der zwei Öfen erwartete uns einiges an Arbeit. Die gemauerten Strukturen stellten sich als die an den Altschnitt anschließenden Reste des Befeuerungsgangs des steinernen Ofens heraus. In den Verfüllungen unter dem Versturz des Ofens fanden wir Keramik, die wir derzeit grob als römisch einordnen. Bei der Recherche fiel uns in der Francisco-Josephinischen Landesaufnahme ein auf derselben Parzelle verzeichneter Ziegelofen auf. Nach weiteren Recherchen und in Übereinstimmung mit den Grabungsergebnissen gehen wir vorläufig davon aus, dass an dieser Stelle ein neuzeitlicher Ofen einen römerzeitlichen überlagert.

Eine Grenzbefestigung?

Die in der Prospektion entdeckte kreisförmige Struktur entpuppte sich als Sohlgraben mit mehreren Verfüllschichten. Sowohl vom Boden der Gräben als auch aus dem zentralen Begehungshorizont konnten wir einiges an Keramik bergen, deren Aufarbeitung derzeit im Gange ist. Vorläufig datieren wir die Keramik aus den Gräben grob ins Spätmittelalter und die des Begehungshorizonts ungefähr in das 9. bis 10. Jh.

Die Lafnitz war bis ins 20. Jh. immer wieder ein Grenzfluss, und es besteht die Möglichkeit, dass es sich um einen Teil der Grenzbefestigung handelt. Außerdem lag unter dem westlichen Graben eine Grube mit Steinen und Baukeramik, die möglicherweise in Zusammenhang mit dem römerzeitlichen Ofen steht.

Herausforderung Straßenschnitt

Der mutmaßliche Straßenschnitt entpuppte sich als eine grabungstechnische Herausforderung. Schwemmschichten und minimalste Schichtunterschiede erschwerten unsere Arbeit, doch wurden unsere Vermutungen bestätigt.

Aufgrund der Befunde gehen wir zumindest von einem Altweg mit einer möglichen Ausweiche aus. Der Weg liegt auf einem aufgeschütteten Damm und hat einen gespiegelten Aufbau. Die Spurbreite beträgt ungefähr 1,60 Meter. Eine längere Benützungsdauer erscheint wegen mehrerer Ausbesserungsphasen als wahrscheinlich. Eine Datierung des Weges war jedoch nicht möglich, weil der Schnitt weitgehend fundleer war. Da aber weder in der Josephinischen Landesaufnahme (Ende 18. Jh.) noch in der Franziszeischen Landesaufnahme (Anfang 19. Jh.) Hinweise auf einen Weg an dieser Stelle zu finden sind, glauben wir an eine Datierung davor.

Ausblick

Für eine allfällige nächste Grabung in Wörterberg hätten wir schon ein paar Ideen. In der geophysikalischen Prospektion zeigten sich noch einige weitere interessante Strukturen, die wir gerne erforschen würden, und auch aus der Bevölkerung erhielten wir einige Anregungen. Auf jeden Fall konnten wir sehr viel lernen. Herzlichen Dank an alle, die uns unterstützt haben! (Matthias Sudi, 14.9.2017)