Ich habe eine Schwäche für Rezepte aus den Bergen. Meine Mutter stammt aus der Region Trentino-Südtirol in Norditalien. Und zum Teil gehöre ich auch dorthin: Jeden Sommer verbrachten wir in einer alten, rosaroten Villa, umgeben von Wäldern, Wiesen und Bächen mit Kaulquappen und Forellen. Die Felder und Wälder um das alte Haus wurden zum privaten Abenteuerspielplatz von uns Kindern. Stundenlang und bei jedem Wetter haben wir hier Verstecken gespielt, Paläste aus Tannenzweigen gebaut, sind auf Bäume geklettert und haben erfolglos versucht, Forellen mit den Händen zu fangen. Wenn wir dann erschöpft nach Hause kamen, wartete die nächste Verheißung auf uns: ein Stück von Mamas Kuchen.

Foto: Alessandra Dorigato

Die ladinische Küche

In Trentino-Südtirol treffen sich italienische und österreichische Traditionen. Wenig bekannt ist, dass rätoromanische Dialekte neben den deutschen und italienischen Mundarten in einigen Tälern noch aktiv gesprochen werden. Alte ladinische Bräuche werden bis heute bewahrt und prägen die abgelegen-verträumte Region.

Foto: Alessandra Dorigato

Die ladinische Küche bietet sehr einfache und bodenständige Gerichte, die früher ausschließlich mit regionalen Produkten zubereitet wurden. Das Klima in den Dolomiten erlaubt nur den Anbau von Pflanzen, die Temperaturschwankungen problemlos ertragen: Gerste, Roggen, Hafer, Buchweizen, Erbsen, Bohnen, Rüben und Erdäpfel. Die Früchte von Obstbäumen werden nur selten reif, aber die Ladiner freuen sich über kleinere Früchte, wie Johannisbeeren, Himbeeren, schwarze und rote Waldbeeren oder Nüsse und Pilze, die hier das passende Klima finden. Außer luftgetrocknetem Speck oder geräuchertem Schweinefleisch wurde frisches Fleisch früher nur selten aufgetischt, dafür waren Eier, Milch, Butter und Käse immer vorhanden.

Alessandra Dorigato

Zutaten

  • 6 Eier
  • 250 g feiner brauner Zucker
  • 250 g Buchweizenmehl
  • 250 g Haselnüsse, fein gemahlen
  • 1,5 TL Backpulver
  • 1 TL Vanillezucker
  • 1 TL Zimt
  • 250 g Butter bei Raumtemperatur
  • 250 g Preiselbeermarmelade für die Füllung
  • etwas Staubzucker zum Bestreuen
  • etwas Butter zum Einfetten der Backform
Foto: Alessandra Dorigato

Zubereitung

Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Eine Springform (23 cm Durchmesser) mit Butter einfetten und mit Mehl ausstäuben. Alternativ die Springform mit Backpapier auslegen.

Eier trennen. Eiweiß in einer Rührschüssel schaumig aufschlagen. Langsam 125 Gramm des Zuckers einrieseln lassen und weiterschlagen, bis der Eischnee Spitzen zieht, dann beiseite stellen.

Buchweizenmehl sieben und in einer weiteren Schüssel mit Backpulver, den gemahlenen Haselnüssen und Zimt gut vermischen.

Foto: Alessandra Dorigato

In einer dritten Schüssel die Butter mit den restlichen 125 Gramm Zucker schaumig schlagen. Dotter nach und nach beifügen.

Sobald die Butter-Dotter-Masse cremig und luftig ist, zuerst die Mehlmischung und anschließend den Eischnee vorsichtig unterheben. In die vorbereitete Springform füllen und 45 bis 50 Minuten backen (Stäbchenprobe machen).

Foto: Alessandra Dorigato

Den Kuchen in der Form gut auskühlen lassen. Aus der Form lösen und horizontal in zwei Scheiben schneiden. Die untere Scheibe mit Preiselbeermarmelade bestreichen, die andere darauflegen und den Kuchen mit Staubzucker bestäuben. Nach Belieben dekorieren.

Buon appetito! Oder, wie die Ladiner sagen: bon pro!

Foto: Alessandra Dorigato

Hier geht's zum AModoMio-Rezept Torta Bella di Notte. (Alessandra Dorigato, 19.9.2017)

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