Empfiehlt Firmenchefs, nicht auf die Nachnamen zu schauen: AMS-Chef Johannes Kopf.

Foto: Regine Hendrich

Wien – "Wir erleben laufend, dass wir passende Personen bei uns haben, diese aber zu keinem Vorstellungsgespräch eingeladen werden, weil sie über 50 Jahre alt sind": Das ist die Erfahrung von AMS-Chef Johannes Kopf, der an die Unternehmen appelliert, in Zeiten einer verstärkten Nachfrage nach Fachkräften aus eingefahrenen Denkmustern auszuscheren.

"Hier wird Gold zu ungenau gewaschen", sagte Kopf am Donnerstag vor Journalisten. Falsche Einschätzungen würden auch den 117.000 Langzeitarbeitslosen und den 113.000 arbeitslosen ausländischen Staatsbürger den Weg in den Arbeitsmarkt erschweren. "Ich kann nur jedem Personalverantwortlichen raten, beim Posteingang den Nachnamen wegzulassen", so Kopf. Oftmals werde auch jungen, ambitionierten Jobsuchenden der Einstieg ins Berufsleben durch die Eingangshürde Stelleninserat erschwert. "In wie vielen Jobinseraten steht drinnen, dass keine Berufserfahrung erforderlich ist?", so Kopf.

Wobei die Probleme oft schon weit darunter liegen. Laut einer Umfrage von Meinungsraum.at und Lifecreator Consulting (Sample: 500 Personen) sind knapp die Hälfte der Stelleninserate nur durchschnittlich bis wenig verständlich. Was manchmal auch daran liegt, dass eine offene Stelle für einen Lehrling genauso beworben wird wie für einen Managementposten, so Heinz Herczeg, Chef von Lifecreator. Der Grund dafür: Alles werde der Corporate Identity untergeordnet, also dem einheitlichen optischen Auftritt der Firma nach außen.

Wie schwierig es ist, für neue Geschäftsfelder die passenden Fachkräfte zu finden, beschrieb Lukas Scherzenlehner, Vorstand der börsennotierten Cleen Energy, die seit drei Jahren auf dem Markt ist und Energiesparkonzepte für große Betriebe umsetzt. "Auf Jobmessen saßen wir zu 70 Prozent Bewerbern gegenüber, die mit unserer Firma nichts anfangen konnten", so seine Erfahrung. Er ist nun zu einer interaktiven Online-Lösung übergegangen, wo Interessierte auf ihren mobilen Endgeräten zum Beispiel gleich ihre potenziellen künftigen Arbeitskollegen kennenlernen können, Fachthemen in Videos leicht verständlich erklärt bekommen oder Referenzvideos von bekannten Kundenfirmen anklicken können. (APA, 14.9.2017)