Hunderte AfD-Anhänger jubeln den Kandidaten in Magdeburg zu.

Foto: imago/Christian Ditsch

Außenminister Sigmar Gabriel mit Kanzlerin Angela Merkel in der vergangenen Woche im Berliner Kanzleramt.

AFP PHOTO / TOBIAS SCHWARZ

Berlin – Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Mitverantwortung für das Erstarken der rechtspopulistischen AfD. Diese habe es in der Flüchtlingskrise versäumt, sich stärker auch um "die Inländer" zu kümmern, sagte Gabriel dem "Spiegel".

Besorgt äußerte sich Gabriel wegen des laut Umfragen zu erwartenden Einzugs der AfD in den Bundestag. Bleibe es dabei, dann würden im Reichstagsgebäude "zum ersten Mal seit mehr als 70 Jahren Nazis sprechen".

"Rechtsradikale nützen Versäumnisse aus"

Es sei schwierig gewesen, Merkel und der CDU/CSU "klarzumachen, dass wir uns auch um die kümmern müssen, die sonst das Gefühl haben, dass wir sie vergessen", sagte Gabriel. Der frühere Wirtschaftsminister und SPD-Chef kritisierte mit Blick auf Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU): "Als ich die Verdreifachung des sozialen Wohnungsbaus und eine Mindestrente gefordert habe, um zu zeigen, dass wir uns auch um die sozialen Probleme der Inländer kümmern, hat der CDU-Finanzminister das 'erbarmungswürdig' genannt." Gabriels Schlussfolgerung: "Die Rechtsradikalen nutzen diese Versäumnisse schamlos aus."

Erstaunt äußerte sich Gabriel über das Auftreten von FDP-Chef Christian Lindner als Erneuerer seiner Partei. "Lindner ist derjenige, der für Guido Westerwelle seinerzeit das neoliberale Parteiprogramm geschrieben hat." Die Bürger aber "erinnern sich doch noch gut, wie katastrophal die vier schwarz-gelben Jahre von 2009 bis 2013 waren". Damals war der mittlerweile verstorbene Westerwelle zunächst FDP-Chef und Vizekanzler. (APA, 14.9.2017)