Spätestens die Einfuhrumsatzsteuer macht einen Strich durch die Rechnung.

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Eigentlich ist der Euro deutlich mehr Wert, als der US-Dollar. 1:1,19 beträgt der aktuelle Umrechnungskurs. Trotzdem kosten viele Geräte oft in Europa oft einen höheren Euro- als Dollarbetrag. Ein Umstand, der immer wieder für Unverständnis sorgt.

So auch beim iPhone X. In der 256GB-Variante kostet das ab November erhältliche Apple-Handy stolze 1.319 Euro, der US-Preis wird mit 1.149 Dollar angegeben – rund 965 Euro, wenn man es umrechnet. Der Guardian hat nun eine Rechnung angestellt, ob es möglich ist, in die USA zu fliegen, das iPhone X dort zu kaufen und trotzdem billiger auszusteigen. Die Antwort ist: Ja, aber nicht auf legalem Wege.

Billigflug und Bustrip nach Delaware

Damit die Rechnung in ihrer illegalen Ausführungsvariante aufgehen kann, braucht es schon einmal besondere Umstände. Aktuell bietet die isländische Billigairline WOW Air einen Hin- und Retourflug von London nach New York (mit Zwischenstopp in Reykjavik) um umgerechnet 313 Euro an.

Voraussetzung ist weiterhin, dass man eine sechsstündige Busfahrt in den Bundesstaat Delaware in Kauf nimmt. Diese kostet zwar 40 Dollar, dafür spart man sich die 8,75 Prozent Verkaufssteuer in New York. In den USA werden Preise aufgrund der regional teils großen Unterschiede stets ohne Steuern ausgeschildert, in Europa ist die Mehrwertsteuer stets eingerechnet.

Insgesamt würde man bei einem solchen Trip insgesamt nur etwas mehr Zahlen, als das iPhone X kostet und hätte obendrein mit einem günstigen Airbnb-Angebot auch ein verlängertes Wochenende in den USA verbracht. Um eine tatsächliche Ersparnis herauszuholen, böte sich der Kauf weiterer Elektronikartikel an, wenn man etwa ohnehin gerade einen neuen Laptop braucht.

Rechnung geht nur ohne Zoll auf

Zumindest in der Theorie. Denn um den Preisvorteil zu behalten, müsste man davon absehen, die Waren bei der Rückkehr in die Heimat an der Zollstelle am Flughafen zu deklarieren. Denn neben expliziten Mengenbestimmungen für Tabak gilt für "andere Waren" des persönlichen Gebrauchs pro Flugreisendem eine Freigrenze von 430 Euro Warenwert, den das iPhone X klar übertrifft.

Heißt: Hier müssen 20 Prozent des Einkaufspreises als Einfuhrumsatzsteuer entrichtet werden, was bei einem iPhone-Kauf in Delaware über 190 Euro wären. Für alle Produkte dieser Preisklassen müsste die Differenz zwischen Kaufpreis in Europa und in den USA also höher sein als 20 Prozent und zusätzlich auch noch Reisekosten, Verpflegung und Unterbringung abdecken.

Die Einfuhr nicht zu deklarieren, wäre illegal und wird entweder als Verzollungsumgehung (§36 FinStrG) oder Schmuggel (§35 FinStrG) gewertet. Ersterer Fall wird mit einer Geldstrafe bis zur einfachen Höhe des Warenwerts geahndet, zweiterer Fall sieht eine Geldstrafe bis zur zweifachen Höhe sowie je nach Schwere des Vergehens eine Haftstrafe von bis zu zwei Jahren vor.

Noch schwieriger in Österreich

Für Österreich geht die Rechnung übrigens noch schwerer auf. Denn WOW Air bietet hierzulande nur Direktflüge von Salzburg nach Reykjavik an. Allerdings nur einmal wöchentlich und erst ab 2018.

Eine Testsuche mit zwei Reisesuchmaschinen (Opodo, Checkfelix) für einen Flug von Wien an einen beliebigen New Yorker Flughafen über ein verlängertes Wochenende von 2. bis 5. November ergab, dass die günstigsten Flüge (noch ohne etwaiger Zusatzgebühren für die Zahlungsart etc.) zumindest mit 450 bis 500 Euro zu Buche schlagen. (gpi, 16.09.2017)