Deir ez-Zor –Das von den USA unterstützte kurdisch-arabische Bündnis SDF in Syrien hat Russland erstmals Luftangriffe auf seine Kämpfer vorgeworfen. Bei Bombardements der syrischen Streitkräfte und der mit ihnen verbündeten russischen Armee in der Nähe von Deir al-Zor seien am Samstag sechs SDF-Kämpfer verletzt worden, erklärte das Bündnis. Die russische Armee wies die Vorwürfe zurück.

"In einer Zeit, in der die mutigen Kämpfer der SDF große Siege gegen den IS in Raqqa und Deir al-Zor erringen (...), versuchen manche Seiten, Hindernisse für unseren Fortschritt zu schaffen", erklärten die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Der Angriff auf ihre Kämpfer sei am frühen Samstagmorgen in einem Industriegebiet nordöstlich der derzeit stark umkämpften Provinzhauptstadt Deir al-Zor im Osten Syriens erfolgt.

Russland dementiert

Ein Sprecher des russischen Militärstützpunktes im westsyrischen Khmeimim reagierte irritiert auf die Vorwürfe. "Das ist nicht möglich", sagte Igor Konaschenkow. "Warum sollten wir sie bombardieren?"

Die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kontrolliert seit 2014 große Teile der Provinz Deir al-Zor sowie der gleichnamigen Provinzhauptstadt. Derzeit führen sowohl die regierungstreuen Truppen sowie die kurdisch-arabische SDF-Allianz eine Offensive zur Befreiung der Stadt. Die gemäßigten Kämpfer werden bei ihren Offensiven von der US-geführten Anti-IS-Koalition unterstützt, die syrische Armee von Russland.

Die SDF-Kämpfer koordinieren nach eigenen Angaben ihre Einsätze in Deir al-Zor nicht mit Damaskus oder Moskau. Nach Angaben der Anti-IS-Koalition wurde aber eine Linie festgelegt, die beide Seiten zur Vermeidung von Konfrontationen nicht überschreiten dürfen.

Im Juni hatte die US-geführte Koalition in der nordsyrischen Provinz Raqqa ein Flugzeug der syrischen Armee abgeschossen. Dabei habe es sich um eine Reaktion auf Feuer dieser Maschine auf die SDF-Einheiten gehandelt, hieß es dazu aus Washington.

Unterdessen haben irakische Streitkräfte am Samstag an der Grenze zu Syrien eine Offensive gegen den IS gestartet. Der Vorstoß soll den Weg für die Rückeroberung der letzten verbliebenen Städte, in der Hand der Extremisten, im Tal des Euphrat ebnen, wie das Militär mitteilte. In Flugblättern wurden IS-Kämpfer in der Region Akashat, am Grenzposten Al-Qaim sowie in den Städten Ana und Rawa zur Aufgabe aufgefordert.

Kurz nach dem Beginn einer neuen Offensive drangen regierungstreue Truppen in den Ort Akashat ein. Schiitische Milizen hätten begonnen, Akashat zu durchkämmen, hieß es am Samstag aus Militärkreisen. Akashat ist bekannt für seine Vorräte an Phosphor und anderen Mineralien.

Das 2014 vom IS ausgerufene Kalifat im Irak und Syrien ist faktisch bereits im Juli mit der Rückeroberung der irakischen Großstadt Mosul (Mossul) untergegangen. Die Städte in der Grenzregion zu Syrien sowie die nördliche Provinz Hawija sind die letzten noch vom IS kontrollierten Zentren im Irak.

Auch auf der syrischen Seite der Grenze ist der IS massiv unter Druck. In getrennten Einsätzen waren vor einer Woche von den USA unterstützte Aufständische sowie Soldaten von Machthaber Bashar al-Assad auf die radikal-islamische Miliz vorgerückt. Ziel der Offensive ist es, den IS nördlich und östlich des Euphrat zu vertreiben. In Syrien haben Assads Truppen nach Angaben seines Verbündeten Russland mittlerweile wieder 85 Prozent des Staatsgebiets unter ihrer Kontrolle. (APA, 16.9.2017)