Khost/Kabul – Bei einem Anschlag im Osten Afghanistans sind mindestens vier Menschen getötet worden. Weitere 14 Menschen wurden zudem verletzt, als eine Bombe auf einem belebten Marktplatz in der Provinzhauptstadt Khost explodierte, wie die Polizei am Sonntag mitteilte. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Die Region nahe der pakistanischen Grenze gilt als Hochburg der radikalislamischen Taliban.

Der Polizeichef der Provinz Khost, Faisullah Khairat, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die ferngezündete Bombe sei gegen Mittag auf dem belebten Marktplatz detoniert. Dort hatten sich viele Menschen versammelt, um Musik und Videos auf ihre Handys herunterzuladen. Unter der Herrschaft der Taliban waren Musik und andere Formen der Unterhaltung zwischen 1996 und 2001 in Afghanistan verboten. Die Islamisten attackierten seit ihrem Sturz mehrfach Märkte, auf denen Musik und Videos verkauft wurden.

20.000 Mann starke Truppe

Als Reaktion auf die anhaltende Bedrohung durch islamistische Aufständische erwägt die Regierung in Kabul eine Bewaffnung von Zivilisten. Pläne zur Bildung "örtlicher Truppen" würden derzeit geprüft, sagte ein Sprecher des afghanischen Verteidigungsministeriums. Die Truppe würde den Angaben zufolge rund 20.000 Mann zählen.

Ein Sprecher der NATO-Ausbildungsmission "Resolute Support" bestätigte die Pläne. Nach Angaben eines US-Beamten ist der Vorschlag derzeit allerdings noch in der Anfangsphase.

Seit die NATO ihren Kampfeinsatz in Afghanistan 2014 beendete, sind die radikalislamischen Taliban wieder auf dem Vormarsch. Auch die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) gewinnt an Einfluss. Die afghanischen Sicherheitskräfte haben nur wenig Erfolg im Kampf gegen die Aufständischen.

Kritik

Der Vorschlag zur Bewaffnung von Zivilisten ist allerdings äußerst umstritten. Privatarmeen und von der Regierung gestützte bewaffnete Gruppen haben in Afghanistan eine lange und kontroverse Geschichte.

"Die Erweiterung der irregulären Truppen durch die afghanische Regierung könnte enorm gefährliche Folgen für die Zivilisten haben", warnte Patricia Gossman von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Demnach befürchten selbst die afghanischen Behörden, dass eine solche Miliz sich zu einer eigenständigen aggressiven Truppe entwickeln könnte. (APA, 17.9.2017)