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Foto: REUTERS/Alessandro Bianchi

Vollenden wir das Werk, gehen wir in den Palazzo Chigi und lassen wir Italien wiederauferstehen", postete der prominenteste Parlamentarier von Beppe Grillos Fünf-Sterne-Bewegung (M5S), Luigi Di Maio, am Wochenende. Mit dem "Palazzo Chigi" war der Sitz des Ministerpräsidenten in Rom gemeint, mit "wir" in erster Linie er, Luigi Di Maio selber. Dass sich der bisherige Vizepräsident der Abgeordnetenkammer als Spitzenkandidat des M5S zur Verfügung stellen würde, galt schon lange als ausgemacht. Als genauso sicher gilt sein Sieg bei der internen Online-Abstimmung Ende der Woche.

Bis zur Wahl 2013 war Di Maio politisch ein unbeschriebenes Blatt. Auch sein Bildungscurriculum präsentierte sich übersichtlich. Der politische Jungstar aus Pomigliano d'Arco in Kampanien hat keinen Beruf gelernt und auch kein Studium abgeschlossen. Vor dem Einzug ins Parlament jobbte er unter anderem als Platzordner im Fußballstadion von Neapel, als Kurier und als "Webmaster". "Bevor er ins Parlament gewählt wurde, ist Di Maio noch mit Papas Taschengeld Pizza essen gegangen", spottete Kampaniens Regionalpräsident Vincenzo De Luca. Das trifft die Sache ziemlich gut, aber politische Kompetenz ist in der Fünf-Sterne-Truppe ohnehin nie besonders hoch im Kurs gestanden. Der 31-Jährige ist einer ihrer wenigen Exponenten, die sich auch einmal eine Krawatte umbinden: Er ist das institutionelle Gesicht der Grillo-Populisten.

Gleichzeitig gilt der Sohn aus einem postfaschistischen Elternhaus als Vertreter des rechten Flügels innerhalb der zwischen extrem links und extrem rechts oszillierenden Bewegung. Im Sommer hatte er als Erster den "Taxi-Dienst" der privaten Flüchtlingsretter im Mittelmeer kritisiert. Insgesamt gibt sich Di Maio aber als gemäßigter Pragmatiker.

Di Maio ist mit Silvia Virgulti, Kommunikationsexpertin bei der Internetfirma Casaleggio Associati, bei der alle Newskanäle und die Plattform der Fünf Sterne zusammenlaufen, verlobt. Ob er bei den wohl im nächsten Frühjahr stattfindenden Parlamentswahlen tatsächlich in den Palazzo Chigi einziehen wird, muss sich weisen. Zwar liegt das M5S in den meisten Umfragen knapp vor den regierenden Sozialdemokraten (PD). Doch das Versagen der "Grillina" Virginia Raggi als Bürgermeisterin von Rom erweist sich zunehmend als Handicap, während der PD davon profitiert, dass die Regierung die Mittelmeerroute praktisch geschlossen hat. (Dominik Straub, 17.9.2017)