Polizeibeamte am Tatort in Wien-Favoriten.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Wien – Eine 14-Jährige ist Montagfrüh im Innenhof einer Wohnhausanlage in Wien-Favoriten getötet worden. Dem afghanischen Mädchen wurden laut Polizei mehrere Stiche mit einem Messer zugefügt. Der Bruder des Opfers, ein 18-Jähriger, stellte sich wenig später. Er soll laut Polizei ein Geständnis abgelegt haben.

Der Tatort befindet sich in der Puchsbaumgasse nahe dem Reumannplatz. Nach ersten Ermittlungen wurde angenommen, dass der Tatverdächtige seine Schwester zuvor auf der Straße "abgepasst" haben dürfte. Die 14-Jährige habe sich offenbar vor ihrem Bruder in den begrünten Innenhof geflüchtet, sagte Polizeisprecher Harald Sörös.

Am Tatort gestorben

Anrainer hörten dann laute Schreie aus dem Hof und riefen gegen 8 Uhr die Polizei. Beamte des Stadtpolizeikommandos Favoriten und der Berufsrettung Wien bemühten sich um das Leben der Schwerverletzten, sie starb aber noch am Tatort.

Der Beschuldigte war laut dem Sprecher nach der Tat geflüchtet. Er stellte sich aber rund eine halbe Stunde später auf einer Polizeiinspektion. Dort soll er die Tötung seiner Schwester gestanden haben.

Spurensicherung läuft

Bei der Berufsrettung ging der Notruf laut einer Sprecherin um 8.06 Uhr ein. Beim Eintreffen der Helfer war das Opfer trotz Sofortmaßnahmen nicht mehr zu retten. Der Blutverlust angesichts der zahlreichen Verletzungen an Hals, Brust und Bauch sei zu stark gewesen. Die Ersthelfer gingen von etwa 13 Messerstichen aus.

"Die Hintergründe der Tat sind zum jetzigen Zeitpunkt völlig unklar", betonte der Polizeisprecher. Es gebe umfangreiche Ermittlungen. Die Spurensicherung war noch im Laufen, die Einvernahme des 18-Jährigen dürfte wohl zumindest Stunden dauern.

Im Krisenzentrum gewohnt

Die 14-jährige Afghanin hatte zuletzt in einem Krisenzentrum des Jugendamts gewohnt. Sie sei vergangene Woche von zuhause ausgezogen, weil sie sich zu sehr eingeengt und "unter Druck" gefühlt habe, sagte eine Sprecherin der MA11 auf APA-Anfrage.

Das Mädchen habe selbst um Aufnahme in einem Krisenzentrum ersucht. Dabei sei es um "nicht fortgehen" und "nicht mit Freundinnen treffen" dürfen gegangen, schilderte Petra Mandl der APA. Sie habe sich "in der Wohnung eingesperrt" gefühlt und offenbar immer wieder eine ältere Schwester "als Aufpasserin" zur Seite gestellt bekommen.

Die Eltern hätten sich mit der Unterbringung einverstanden erklärt und sich kooperativ gezeigt, sagte die Sprecherin. "Die Mutter hat sogar Gewand vorbeigebracht.

Jugendamt hatte keinen Kontakt zum Bruder

Nie habe die 14-Jährige angesprochen, dass sie Angst vor ihrer Familie habe oder sich körperlich bedroht fühle. Daher habe augenscheinlich nichts dagegen gesprochen, dass sie alleine in die Schule geht. Mit dem tatverdächtigen Bruder, der wohl im Familienverband gelebt hat, habe das Jugendamt keinen Kontakt gehabt. "Die Attacke war für uns nicht vorhersehbar und kam völlig überraschend", betonte Mandl.

Montagfrüh war die 14-Jährige daher allein in die Schule aufgebrochen. Der 18-Jährige soll ihr auf dem Weg aufgelauert und sie in einen Innenhof in der Puchsbaumgasse verfolgt haben. Das Mädchen verblutete dort an zahlreichen Messerstichen. "Hätte man gewusst, dass eine Gefahr besteht, hätten man sie nicht alleine gehen lassen", versicherte die Sprecherin.

Die 14-Jährige hatte schon im vergangenen Sommer Kontakt zum Jugendamt aufgenommen und war auch damals zwischenzeitlich ins Krisenzentrum gezogen, dann aber wieder in die Familie zurückgekehrt. "Zuletzt dürfte der Druck aber wieder stärker geworden sein", sagte Mandl. (APA, 18.9.2017)