Berlin – Die in der EU geforderte Offenlegung von länderbezogenen Firmensteuerdaten im Rahmen der internationalen BEPS-Initiative zur Schließung von Steuerschlupflöchern für Konzerne sorgt für Streit. Auch aus der deutschen Wirtschaft kommen Warnungen.

"Die Veröffentlichung von Länderberichten zum jetzigen Zeitpunkt riskiert, den BEPS-Prozess zurückzuwerfen und möglicherweise Teile des Erreichten zu gefährden", zitierte das Handelsblatt vom Montag den Steuerexperten der Industrieländerorganisation OECD, Achim Pross.

"Schlechterstellung europäischer Unternehmen"

"Die Veröffentlichung der Länderberichte würde zu einer Schlechterstellung europäischer Unternehmen im internationalen Wettbewerb führen", zitierte die Zeitung aus einem Brief der Stiftung Familienunternehmen an Deutschlands Justizminister Heiko Maas und den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Auch Schäuble hatte schon früher Bedenken gegen eine Veröffentlichung von Steuerdaten über Umsätze und Gewinne von Firmen in den jeweiligen Ländern geäußert. Käme es dazu, könnten sich internationale Konkurrenten relativ problemlos über die Geschäftsentwicklung europäischer Firmen in den einzelnen Märkten informieren.

Steuerflucht vermeiden

Ziel der vor Jahren gestarteten BEPS-Initiative ist es, die legalen Möglichkeiten von Firmen zu beschneiden, ihre Steuerzahlungen durch Verschiebungen von Gewinnen in Länder, in denen sie kaum oder nur wenig Steuern zahlen müssen, zu vermindern. Die Initiative war von der OECD erarbeitet und in der G-20-Gruppe der großen Industrie- und Schwellenländer vorangetrieben worden. Erst im Juni war in Paris von über 60 Ländern ein Vertrag unterzeichnet worden, mit dem zentrale Empfehlungen der Initiative umgesetzt werden.

BEPS steht für "Base Erosion and Profit Shifting". Darunter versteht man die bewusste Verminderung steuerlicher Bemessungsgrundlagen und das grenzüberschreitende Verschieben von Gewinnen durch multinationale Konzerne. (APA, Reuters, 18.9.2017)