Falls die USA sich selbst und ihre Alliierten verteidigen müssten, "werden wir keine andere Wahl haben, als Nordkorea vollständig zu zerstören", sagte US-Präsident Donald Trump am Dienstag in New York.

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New York – Scharfe Töne waren angekündigt, und scharfe Töne hat es auch gegeben. US-Präsident Donald Trump hat in seiner Rede vor den Vereinten Nationen am Dienstag mit für den Fall einer Konfrontation der "völligen Zerstörung" Nordkoreas gedroht. Machthaber Kim Jong-un sei "ein Raketenmann" auf einer "Selbstmordmission". Pjöngjang lasse "die eigene Bevölkerung verhungern", das Atomprogramm bedrohe die ganze Welt, so Trump am Dienstag. Der einzige Ausweg sei die Denuklearisierung.

Zunächst hatte der US-Präsident noch angekündigt, die USA würden nicht danach streben, ihre Werte anderen Ländern der Welt überzustülpen. Allerdings könnte Washington nicht akzeptieren, dass eine "niederträchtige Minderheit" die Sicherheit der Mehrheit bedrohe.

"America First"

Den Iran bezeichnete er als "wirtschaftlich entleerten Schurkenstaat", dessen Hauptexport die Gewalt sei. Das Atomabkommen mit Teheran sei "peinlich" und einer der "schlechtesten und einseitigsten" Deals, den die USA je vereinbart hätten. Auch die "sozialistische Diktatur" von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hält er für "völlig inakzeptabel". Sollte die Regierung in Caracas so weitermachen wie bisher, seien die USA auch im südamerikanischen Staat gewillt, "weitere Handlungen" zu setzen.

Außerdem bekräftigte Trump seine Entscheidung, bestehende Sanktionen gegen Kubas Regierung weiterhin nicht aufheben zu wollen. "Zumindest nicht, solange keine grundlegenden Reformen gemacht werden", so der Präsident.

Donald Trumps Auftritt vor der UN-Generalversammlung.
United Nations

Trump pries die Aufrüstung des amerikanischen Militärs und kündigte vor der Organisation, die sich der internationalen Zusammenarbeit verschrieben hat, an, seine Politik immer an der Maxime des "America First" auszurichten. "Und auch Sie sollten das mit ihren Ländern so machen", forderte er die anwesenden Staats- und Regierungschefs auf.

Bei UN-Budget gesprächsbereit

Beim Dauerbrenner UN-Budget lässt Trump, trotz aller Ihr-übervorteilt-uns-Rhetorik, Flexibilität erkennen. Die USA seien nur eines von 193 Mitgliedern der Uno, zahlten aber 22 Prozent ihres Etats "und noch mehr", wiederholt er seine Klage über ungerechte Lastenverteilung, um im nächsten Satz den Reformer zu geben, der durchaus mit sich reden lässt. Sollte die Staatenorganisation ihre Ziele tatsächlich erreichen, allem voran das Ziel, den Frieden zu wahren, könnte sich die amerikanische Investition vielleicht lohnen.

Die vorab in den Medien gestreute Hoffnung, Trump könnte einen Rückzug vom Rückzug aus dem Pariser Klimaschutzabkommen in Aussicht stellen, bleibt eine Schimäre. Zum Thema Klimawandel verliert er in seiner Rede kein Wort.

Trump hält sich ans Skript

Als Trump fertig ist, dürfte so etwas wie ein Aufatmen durch die Reihen seiner Berater gegangen sein. Wenigstens hat er sich ans Manuskript gehalten, unbeirrt vom Teleprompter abgelesen, statt plötzlichen Einfällen zu folgen und aus dem Stegreif zu fabulieren, wie es sonst oft seine Art ist.

Misst man es an Äußerlichkeiten, steht der disziplinierte Trump am Rednerpult der Vereinten Nationen, nicht der spontan vom Leder ziehende Rabauke, als den man ihn von Wahlkundgebungen kennt. Der Substanz nach aber ist der Hardliner zu erleben, der Verfechter des "America First", der seinen ersten Auftritt vor dem Forum kollektiver Diplomatie nutzt, um den Grundsatz nationaler Souveränität zu betonen.

Guterres warnte vor Krieg

Noch vor dem US-Präsidenten hatte UN-Generalsekretär António Guterres bei der Generalversammlung gesprochen, der davor warnte, unbeabsichtigt in einen Krieg auf der koreanischen Halbinsel zu schlittern. "Dies ist die Zeit für hohe Staatskunst – wir dürfen nicht in einen Krieg schlafwandeln". Er rief den Sicherheitsrat im Umgang mit Nordkorea zur Einigkeit auf. (fh, red, 19.9.2017)