Im Stadtentwicklungsgebiet an der U2-Endstation leben bereits 6.300 Menschen. Im Endausbau 2028 sollen es mehr als 20.000 Einwohner sein.

Foto: Robert Newald

Wien – Im Stadtentwicklungsgebiet Seestadt Aspern steht die nächste Baustufe bevor: Bis zum Herbst 2020 werden im sogenannten Quartier "Am Seebogen" nordöstlich des Sees 940 weitere Wohnungen errichtet. Auf sieben Baufeldern werden 650 geförderte Wohnungen, 80 freifinanziere sowie 90 geförderte Baugruppen-Wohnungen gebaut. Die Gesamtbaukosten für die geförderten Wohnungen belaufen sich auf rund 100 Millionen Euro, die Stadt Wien übernimmt mit 33 Millionen Euro rund ein Drittel der Kosten. Zusätzlich entstehen auf einem weiteren Bauplatz 120 neue Gemeindewohnungen. Als Baustart wird Herbst 2018 angepeilt.

Die Siegerprojekte der Bauträgerwettbewerbe beinhalten neben den Wohnungen auch Büros, Ateliers, mehr als 56 Geschäftslokale, eine Musikschule mit Proberäumen oder auch diverse Sporteinrichtungen. Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (beide SPÖ) verwiesen bei der Präsentation der Siegerprojekte auch auf die hohe Wohnzufriedenheit im Stadtentwicklungsgebiet, die sich etwa in einer Studie gezeigt habe.

Blaue Seestadt

Bei der Wien-Wahl 2015 haben in der Seestadt Aspern aber auch viele Bewohner die FPÖ gewählt. Im Sprengel bei der Maria-Tusch-Straße und Schenk-Danzinger-Gasse erreichten die Freiheitlichen damals mit 43 Prozent den ersten Platz. Ludwig nannte das ein "importiertes Wahlverhalten": Die Wähler wären erst ein paar Monate vor der Wahl in die Seestadt gezogen und hätten ihre Wahlpräferenzen quasi mitgenommen. "Reden wir 2020 weiter", sagte dazu Bürgermeister Häupl.

Aktuell sind in der Seestadt Aspern rund 120 Betriebe angesiedelt. Insgesamt leben bereits 6.300 Menschen hier, sagte Christine Spiess, die Projektleiterin der Seestadt Aspern. Im Endausbau soll das Stadtentwicklungsgebiet bis zum Jahr 2028 mehr als 20.000 Bewohner zählen, dazu soll es bis zu 20.000 Arbeitsplätze geben.

Endausbau hängt an Stadtstraße

Dieser Plan ist laut Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) aber gefährdet, sollte die sogenannte Stadtstraße nicht kommen. "Wenn die Stadtstraße 2025 nicht steht, wird der Endausbau nicht mehr genehmigt", sagte Nevrivy dem STANDARD. Die Bewohner und Unternehmen in der Seestadt seien von diesem Verkehrsprojekt abhängig. Ein Drittel der geplanten Bauten könnte dann nicht errichtet werden, sagte Nevrivy.

Die Stadtstraße soll die Autobahn A23 bei Hirschstetten mit der (noch auszubauenden) S1 verbinden. Das Projekt befindet sich aktuell im UVP-Verfahren, Nevrivy erwartet sich "einen ersten positiven Bescheid noch in diesem Jahr. Ich bin zuversichtlich."

Da realistischerweise mit Einsprüchen zu rechnen sei, geht Nevrivy aber nicht vor 2019 von einem Baubeginn aus. Damit hat sich der ursprüngliche Plan, in dem von einem Baustart 2018 ausgegangen wurde, bereits verzögert. (David Krutzler, 19.9.2017)