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Toys R Us betreibt 15 Filialen in Österreich. Beratendes Personal gibt es nicht. Toys-R-Us-Kunden steigen demnach wahrscheinlicher auf Onlineshopping um, argumentiert die Konkurrenz.

Foto: ap/Alan Diaz

Wien – Die US-Spielzeugkette Toys R Us flüchtet in den USA ins Chapter 11. Vor allem der Onlinehandel macht der Handelskette zu schaffen. Chapter 11 ist kein Konkurs nach österreichischem Verständnis, betont der Geschäftsführer des österreichischen Ablegers, Franz Schweighofer, im Gespräch mit dem STANDARD.

Bei einem "klassischen Konkurs" werden alle Unternehmenswerte umgehend veräußert. Mit dem Erlös sollen die Gläubiger des Unternehmens befriedigt werden. Im Falle von Toys R Us' Chapter-11-Verfahren handelt es sich jedoch um eine "beaufsichtigte" Insolvenz. Gläubiger können dabei ihre Forderungen nicht geltend machen. Denn das Unternehmen soll weiterhin geschäftstätig bleiben und sich restrukturieren.

Europa nicht betroffen

Die europäischen Ableger des Unternehmens sind davon gar nicht betroffen, deren Zahlungsfähigkeit ist gesichert, betonte der Geschäftsführer. Es ist nicht das erste Mal, dass der Spielzeughersteller Probleme hat: 2005 übernahmen Investoren das Unternehmen mit mehreren Tausend Filialen weltweit – wohl schon damals mit beträchtlichen Schulden.

Toys R Us betreibt österreichweit 15 Filialen mit 370 Mitarbeitern und machte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 90 Millionen Euro. Damit ist Toys R Us am heimischen Markt eher ein Unikum. Über 90 Prozent der Spielzeuggeschäfte sind Familienbetriebe und beschäftigen weniger als zehn Angestellte, so Johannes Schüssler von der Fachgruppe Spielwarenhandel der Wirtschaftskammer. (WKO)

Viele Fachgeschäfte

Rund 470 Fachgeschäfte gibt es in Österreich. Sie haben jedoch nur rund 15 Prozent Marktanteil. Toys R Us kommt laut eigenen Angaben auf rund 30 Prozent. Die größte direkte Konkurrenz ist neben der Drogerie Müller (25 Prozent) die Spar-Gruppe mit geschätzten 20 Prozent Marktanteil. Sie verfügt in ihren Interspar-Filialen über ein komplettes Spielwarensortiment. Allerdings verfolgen Müller und vor allem Interspar mit dem Spielwarenverkauf andere Zwecke, so der Branchenvertreter. Sie würden das eigentliche Geld mit Lebensmitteln verdienen. Die Spiele seien ein Anreiz, um Kunden ins Geschäft zu locken.

Das erweiterte Angebot für Jungfamilien mit Amazon, Willhaben und Co macht aber auch dem Spielwarenhandel zu schaffen. Vor fünf Jahren gab es in Österreich noch etwa dreißig weitere Fachgeschäfte. Der Internethandel hat rund 20 Prozent Anteil am Umsatz mit Spielwaren, heißt es in einer Studie der KMU Forschung Austria. Der Spielwarenhandel war jedoch immer schon ein umkämpfter Markt. Vor zehn Jahren waren die großen Player noch Versandhäuser wie Quelle und Otto.

Online versus Fachhandel

Zu schaffen machen der Branche auch eigene Onlineshops von Spielzeugherstellern wie Lego oder Playmobil. Manche Produkte seien dort bereits einen Monat früher als in den Geschäften verfügbar. "Da kannst du als Fachgeschäft nicht mithalten", so der WKO-Vertreter.

Bei der Konkurrenz ist man sich einig, wieso die Strategie von Toys R Us in Österreich nicht gut funktioniert. Angemietet werden vor allem große Verkaufsflächen in Einkaufszentren außerhalb der Städte. Auf Regionalität wird dabei nicht geachtet, sagt Michael Heinz, Geschäftsführer von Spielwaren Heinz, einem Familienbetrieb mit zehn Filialen.

Außerdem gilt der österreichische Kunde als stark serviceorientiert. Bei Toys R Us gibt es allerdings kein beratendes Personal. Ein Toys-R-Us-Kunde steigt laut Konkurrenz wahrscheinlicher auf Onlineshopping um als ein Fachgeschäftskunde, dem Beratung wichtig ist. (Felix Diewald, 19.9.2017)