Die Verhandler auf der Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (links) und Karl Dürtscher, vor Beginn der Metaller-Herbstlohnrunde.

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Wien – In entspannter und optimistischer Stimmung haben am Mittwoch die Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller begonnen. Ausnahmsweise waren sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber einig, dass die wirtschaftliche Ausgangslage gut ist.

Prozentsätze für die angestrebten kollektivvertraglichen Erhöhungen wurden vorerst noch nicht genannt. Gewerkschafter Rainer Wimmer (ÖGB) dürfte heuer über 2 Prozent verlangen, schreibt die "Kronen Zeitung" . Im Vorjahr lag der Abschluss im Schnitt bei knapp 1,7 Prozent.

"Die Ausgangslage ist grundsätzlich ganz gut", räumte selbst Christian Knill, Obmann des Fachverbands der Metalltechnischen Industrie und Vertreter der Arbeitgeberseite, ein. Man dürfe aber nicht die Stagnation der vergangenen zehn Jahre vergessen. Außerdem müsse den Betrieben genug Geld für Investitionen übrigbleiben. Auf die Frage nach der noch offenen genauen Forderung der Gewerkschaft meinte Knill: "Wir werden den Prozentsatz schon rechtzeitig hören." "Darauf können Sie sich verlassen", antwortete Wimmer.

"Kräftige Gehaltserhöhungen"

Karl Dürtscher, Chefverhandler der Dienstleistungsgewerkschaft GPA, verwies auf die Europäische Zentralbank und die Deutsche Bundesbank, die "uns zu kräftigen Lohnerhöhungen auffordern". Und "man kann diese Institutionen, glaube ich, wirklich nicht als Brutstätten der Revolution bezeichnen". Die Gewerkschaft werde "versuchen, dem nachzukommen und kräftige Gehaltserhöhungen zustande zu bringen".

"Rundungsdifferenzen" zeigten sich bei der Inflationsrate, die den Verhandlungen zugrundegelegt wird. Wimmer nannte 1,8 Prozent, Knill meinte dazu: "Das kann man auch abrunden." "Es fällt den Arbeitgebern heuer verdammt schwer zu jammern", stellte Wimmer daraufhin fest. "Heuer holen wir uns, was uns zusteht", griff Wimmer auf eine entsprechende Frage hin den Wahlslogan der SPÖ auf.

Ein Verhandlungstermin vor Wahlen

Vor der Wahl am 15. Oktober gibt es nur noch einen Verhandlungstermin (9. Oktober). Das sei ein Zufall, die Wahl beeinflusse die Arbeitgeber nicht, versicherte Wimmer. "Uns umso weniger. Wir sitzen ja nicht im Nationalrat", konterte Knill.

Abgesehen von höheren Löhnen stehen auf der Wunschliste der Arbeitnehmer auch höhere Zulagen und Aufwandsentschädigungen. Für die zweite Schicht soll der Zuschlag um 25, für die dritte Schicht und die Nachtschicht um 50 Prozent steigen. Das würde in der Nacht den Zuschlag pro Schicht um acht Euro erhöhen. Lehrlingsentschädigungen sollen als Prozentsatz des Facharbeitereinkommens definiert werden – von 40 Prozent im ersten bis zu 70 Prozent im vierten Lehrjahr. Das würde eine Erhöhung um etwa 40 Prozent oder 240 Euro monatlich für das erste Lehrjahr bringen.

Karenzen und Papamonat anrechnen

Wie vor zwei Jahren möchte die Gewerkschaft den Arbeitnehmern die Wahl zwischen mehr Lohn oder mehr Freizeit eröffnen, zudem sollen Karenzen und Papamonat besser auf Vorrückungen angerechnet werden. Auf Altersteilzeit, insbesondere geblockt, soll es eine Art Rechtsanspruch der Arbeitnehmer geben.

Für die Arbeitgeber hatte Knill schon im Vorfeld deponiert, dass er sich einen "KV neu" wünsche, der nicht nur im Zeichen der prozentuellen Erhöhung der Löhne und Gehälter stehe. Die Forderung nach einer Arbeitszeitflexibilisierung auf Betriebsebene bleibt aufrecht. Außerdem wünscht die Industrie im Sinne einer besseren Planbarkeit mehrjährige KV-Abschlüsse.

In den fünf Metallerfachverbänden sind 186.000 Mitarbeiter von den KV-Verhandlungen betroffen. Im Fachverband der metalltechnischen Industrie (FMVI), der am Mittwoch die Verhandlungen aufnahm, sind davon knapp 130.000 beschäftigt. In den vergangenen Jahren haben die anderen Verbände den gleichen Abschluss gehabt wie der FMVI. Die Gewerkschaft würde auch gerne alle Verbände gleichzeitig verhandeln, die Arbeitgeber haben das aber in den vergangenen Jahren abgelehnt. (APA, 20.9.2017)