Ein österreichischer UN-Soldat beim erotischen Nahkampf: Thomas Stipsits und Meyrav Feldman in "Baumschlager".

Foto: Dor Film

Wien – Ein Mann in Uniform macht angeblich etwas her. Bei Werner Baumschlager, UN-Offizier auf den Golanhöhen, passt dieses Bild jedoch nicht. Er wirkt unsicher im Auftreten, klobig als Erscheinung, bei seinen Untergebenen ist er mehr Lachnummer als Autorität. Mysteriöserweise hat er jedoch beim anderen Geschlecht einen Nerv getroffen. Einen Schlemihl wie ihn hat Israel schon lange nicht gesehen, vielleicht liegt ja darin sein Erfolgsrezept.

Baumschlager ist Österreicher, der steirische Kabarettist und Komiker Thomas Stipsits verkörpert ihn als tollpatschigen Einfaltspinsel: liebenswert, aber minderbemittelt, ein Exportgut der heimischen Filmkomödie. Baumschlager heißt auch der Film, ein Name, der im Laufe des sich grotesk überschlagenden Boulevardplots mit zahlreichen Aussprachefehlern zu hören ist und zu Codewort wie heiligem Fluch mutiert.

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Der Zorn kommt daher, dass die privaten Eskapaden des Helden, der sowohl in Israel wie auch im Libanon Liebschaften pflegt, im hellhörigen Nahen Osten nicht lange geheim bleiben. Der naive Tölpel wird zum Spielball zweier feindlicher Lager, die sich so sehr an den Krieg gewöhnt haben, dass sie den Frieden gar nicht mehr wollen. Baumschlager soll als Vorwand dienen, um die Säbel wieder rasseln zu lassen.

Das wäre für eine Satire über die Absurditäten in einem ständig kriegsbereiten Land womöglich eine brauchbare Konstellation. Doch Komödie ist weit mehr als ein Spiel mit Stereotypen und menschlichen Unbedarftheiten, wie es im Drehbuch der Israelin Maayan Oz angelegt ist. Damit diese Fahrt aufnimmt und ihre destabilisierende Kraft entfalten kann, benötigt es präzises Handwerk, Wortwitz, Elan: Man denke nur an Billy Wilder und wie virtuos er in One, Two, Three die Stereotype des Kalten Kriegs überspannte.

Der Film "Baumschlager" mit Publikumsliebling Thomas Stipsits feierte im Gartenbaukino Premiere. Er stürzt sich darin als UN-Soldat in ein skurriles Liebesabenteuer. Beitrag aus den ORF-Seitenblicken.
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Der beste Witz ist aber nichts wert, wenn man ihn uninspiriert heruntererzählt. Regisseur Harald Sicheritz, der in seiner Karriere einige Kassenschlager (Muttertag, Hinterholz 8) verantwortete, hat sich daran nicht gehalten. Die direkte Abbildung ist bei ihm der einzige richtige Weg zur eher billigen Pointe: Die Szenen deklinieren Baumschlagers chaotisches Lotterleben durch, doch es mangelt an Timing und szenischer Genauigkeit, um der Eskalationslogik rund um dessen Exzesse Biss zu verleihen.

Die Gags mit klemmenden Reißverschlüssen beim SM-Sex mit der israelischen Offizierin Segal (Meyrav Feldman) sind verschenkt, während der Witz um die libanesische Generalstochter Rania (Moran Rosenblatt), die ihre Freiheit an den Falschen knüpft, von vorneherein plump ausfällt. In den Nebenrollen herrscht generell Übertreibungsalarm, Tendenz Villacher Fasching.

Die fehlende Sorgfalt dieser Produktion legt nur einen Schluss nahe: dass man bei populären Komödien glaubt, dass bewährte Rezepte immer funktionieren. Leider eben nicht. (Dominik Kamalzadeh, 21.9.2017)