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Florian Philippot hat sich mit Marine Le Pen überworfen.

Foto: Reuters/Charles Platiau

Paris – "Natürlich verlasse ich den Front National." Mit diesem Satz brachte Florian Philippot die schwelende Krise in der rechtsnationalen Partei Frankreichs am Donnerstag zum Ausbruch. Es wäre "lächerlich", wenn er Vizepräsident bleiben würde, aber keine Kompetenzen mehr habe, meinte der bisherige Chefstratege von Parteichefin Marine Le Pen. Sie hatte Philippot zuvor einen Teil seiner Aufgaben entzogen, weil dieser eine Gruppe namens Les Patriotes gegründet habe.

Pilippot war 2011 von der linksrepublikanischen Bewegung des Ex-Verteidigungsministers Jean-Pierre Chevènement zum FN übergelaufen. Seither zeichnete er verantwortlich für einen sozialnationalen Kurs "weder rechts noch links". Damit versuchte er, die Partei aus dem rechtsextremen Eck zu lösen und in eine Massenbewegung zu verwandeln. Zuerst hatte er Erfolg: Marine Le Pen feierte große Wahlerfolge auf lokaler und regionaler Ebene und lancierte eine fulminante Präsidentschaftskandidatur – bis sie mit einem verheerenden TV-Duell ihre eigenen Chancen zunichtemachte.

Für dieses Fiasko zahlt nun Philippot den Preis. Der Absolvent der Eliteverwaltungsschule ENA war auf dem rechten FN-Flügel seit jeher umstritten gewesen; Parteigründer Jean-Marie Le Pen gefiel sich in Anspielungen auf Philippots – unfreiwillig geoutete – Homosexualität. Tochter Marine hielt aber zu ihrem Sekundanten, der ihren Aufstieg absicherte.

Kritik an Philippot

Dazu gehörte auch die Forderung nach einem Ausstieg aus dem Euro und eventuell aus der EU. Als sich in Umfragen zeigte, dass die Franzosen zu über 70 Prozent vor einem Euro-Ausstieg zurückscheuen, begann Le Pen zu schwanken; Zum Schluss erzielte sie nur 34 Prozent der Stimmen. In Kritik geriet vor allem Philippot.

Nach Vater Jean-Marie und Nichte Marion Le Pen ließ in den letzten Wochen auch die Parteichefin Marine Le Pen ihren Vize fallen. Sie sagte am Donnerstag, die Partei werde sich davon "erholen".

Das ist aber gar nicht so sicher. Vom Linksnationalen Philippot befreit, wird sich der rechte Flügel des FN bald wieder in Szene setzen. Auch Marine Le Pens familiäre Gegner beginnen wieder zu hoffen. Ohne ihren sozialen Flügel käme die Parteichefin kaum mehr auf elf Millionen Stimmen wie bei den Präsidentschaftswahlen. Philippots neue Partei Les Patriotes – der sich am Donnerstag auch die FN-Europaabgeordnete Sophie Montel angeschlossen hatte – könnte Marine Le Pen zusätzlich Stimmen kosten, wenn sich diese Gefahr auch in Grenzen halten sollte. (Stefan Brändle, 21.9.2017)