Tirol: "Supergute Tage" wieder auf dem Plan.

Foto: Rupert Larl

Ein gellender Schrei wirft Christopher Boone zu Boden. Er krümmt und windet sich und stößt beklemmende Geräusche aus. Ein Schattenriss zeigt einen toten, von einer Mistgabel durchbohrten Hund. Christopher, der am Asperger-Syndrom leidet, die Farbe Gelb verabscheut und die schrullige Eigenheit hat, immer die Wahrheit sagen zu müssen, wird als Übeltäter ausgemacht. Doch er beteuert seine Unschuld und begibt sich selbst auf Hundemördersuche. Im Stück Supergute Tage – oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone nach dem gleichnamigen Roman von Mark Haddon (Bühnenfassung: Simon Stephens) geht es freilich nur nebensächlich um die Ausforschung eines sadistischen Tierquälers.

Es handelt vom verzweifelten Ausbruch des autistischen Protagonisten aus seiner fremdbestimmten Welt, von seiner wagemutigen Reise nach London auf der Suche nach der Mutter, und dem Erkennen der eigenen Fähigkeiten. Sein Alter gibt er mit 15 Jahren, drei Monaten und zwei Tagen präzis an und er verfolgt unbeirrt seinen Weg.

Regisseur Fabian Kametz stützt seine überaus bestechende Inszenierung auf Projektionen und Schattenspiele, die sich auf mobilen Paneelen abspielen. Diese werden im Bühnenraum, der mit Rosenmuster austapeziert ist, hin und her verschoben (Bühne und Kostüm: Anke Drewes).

Die Schattenrisse der zahmen Ratte Toby oder eines Gugelhupfs poppen auf, eine glitzernde Meeresoberfläche weckt Erinnerungen an Kindheitsausflüge, flirrende Piktogramme stehen für die hektische Unübersichtlichkeit der Großstadt, und aberwitzige mathematische Formeln machen Staunen, was Christopher (beeindruckend: Christoph Schlag) als Sonderschüler so zu lösen vermag.

Sara Nunius gibt eine eindringliche, aber mit der Situation überforderte Mutter. Der Vater (Stefan Riedl) bemüht sich um seinen eigenwilligen Sohn, doch letztendlich wird er in allem versagen. Einige Längen der ersten Hälfte werden durch Tempo und Dichte im zweiten Teil wettgemacht. Die Inszenierung, die vor der Sommerpause Premiere gefeiert hat, steht ab Sonntag wieder auf dem Spielplan der Kammerspiele. (dns, 21.9.2017)