Die Erlaufschlucht ist im Laufe vieler tausend Jahre entstanden.

Foto: Thomas Ruzicka

Der Wanderweg schlängelt sich unten am Wasser entlang.

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Riesige, moosbewachsene Gesteinsbrocken säumen den Weg.

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Über Brücken erreicht man leicht das rechte Flussufer.

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Am "Weg des Friedens" kommt man an einem Lagerfriedhof des Ersten Weltkriegs vorbei.

Foto: Thomas Ruzicka

Eine schöne Obstbaumallee führt vom Kneippkurhaus Lumper zurück zur Erlauf.

Foto: Thomas Ruzicka

Im Laufe vieler tausend Jahre hat sich die Große Erlauf im Gemeindegebiet von Purgstall tief in die Schotterebene eingegraben. So kann man in dieser lieblichen Gegend des Alpenvorlandes in einer bis zu 17 Meter tiefen Schlucht wandern.

Beim Anfangspunkt der Wanderung am nördlichen Rand von Purgstall weist nichts auf die kommenden Schönheiten hin. Hier gibt es einen vielbefahrenen Kreisverkehr mit Schnellrestaurants und Gewerbebetrieben. Auch eine Bowlinghalle steht da – und gleich dahinter beginnt mit dem Fischersteig die Schluchtwanderung. Über Treppen steigt man hinunter zur blaugrünen Erlauf und den bizarren Formationen, die das Wasser in das Konglomeratgestein gefräst hat.

"Weg des Friedens"

Der Fluss fließt gegen Norden, wir halten uns links der Erlauf, gehen immer am Boden der Schlucht entlang. Die Strecke beträgt rund 1,5 Kilometer. Wir kommen dabei unter einer Brücke ("Brücke der Liebe") durch und wandern weiter bis zur nächsten Brücke, genannt Romantikbrücke oder auch Pratersteg. Als Prater wird der Wald links und rechts der Erlauf bezeichnet. Bei beiden Brücken könnte man die Schlucht verlassen, den Fluss überqueren und auf einem bequemen Wanderweg oben zurück zum Ausgangspunkt kehren.

Auch wir steigen hinauf, wandern aber am linken Flussufer oben, also am Rand der Erlaufschlucht, weiter. Hier ist dies ein Teil vom "Weg des Friedens". In dieser Gegend befand sich während des Ersten Weltkriegs das größte Kriegsgefangenenlager der k. u. k. Monarchie. 57.000 Mann waren rund um Purgstall im Ortsteil Schauboden interniert. Der Maler Egon Schiele, der während des Krieges als Offiziersschreiber arbeitete, war dem Lager zugeteilt und malte das Landschaftsbild "Zerfallende Mühle". Man passiert den Platz, wo Schiele das Motiv für dieses Bild fand. Leider ist die Bergmühle am Ufer der Erlauf bereits weg, zerfallen sozusagen. Der Hof, zu dem die Flussmühle gehörte, steht noch und ist zu sehen. Das Schiele-Werk befindet sich heute im Landesmuseum in St. Pölten.

Immer am Rand des Waldes

Auch die nächste Station des Friedenswegs hat Bezug zur k. u. k. Monarchie: Man passiert den gepflegten Friedhof des Lagers. Hier führt der Weg durch Mischwald und dann entlang von Feldern – immer wieder mit Sicht auf die Erlauf. Diese hat nun keinen schluchtartigen Charakter mehr, sondern ist ein hübscher Alpenvorlandfluss. Bei der nächsten Brücke geht es drüber, eine Straße entlang gerade zu einer bewaldeten Erhebung mit dem Türkensturz. Dort geht es einen Hohlweg links rauf und oben, am Ende des Waldes, rechts. (Man könnte dort auch links gehen und dem Gasthaus Türkensturz, Mo. u. Di. Ruhetag, samt Wildpark einen Besuch abstatten.)

Leider wird es hier etwas unübersichtlich. Beschilderung an entscheidenden Stellen fehlt, der Weg ist nicht ausgegangen. Man hält sich am besten immer am Rand des Waldes, den man rechter Hand hat. Links taucht eine Straße auf, wo es wieder Markierungen gibt. Man folgt der Straße bis runter zu einem Bauernhof in Harmersdorf, wo wir die blaue Markierung verlassen, um noch dem idyllischen Kneipp-Kurhaus Lumper (geöffnet Do. u. Fr. 15 bis 21 Uhr, Sa. u. So. 13 bis 21 Uhr) einen Besuch abzustatten. Auch Egon Schiele kannte diese Gaststätte und besuchte sie des Öfteren. Dazu geht man die Straße entlang des Waldes weiter zum Kurhaus. Von dort führt eine schöne Obstbaumallee zurück zur Erlauf. Entlang des oberen, rechten Ufers geht es zurück. (Johanna Ruzicka, 22.9.2017)

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