Berlin – Deutschland hat im Fall des aus Berlin verschwundenen vietnamesischen Geschäftsmannes Trinh Xuan Thanh einen weiteren Diplomaten ausgewiesen. Der Mitarbeiter der vietnamesischen Botschaft steht nach Angaben des deutschen Auswärtigen Amtes im Verdacht, "dass er in diesen Vorfall verwickelt war".

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, der Diplomat und seine Familie hätten vier Wochen Zeit, das Land zu verlassen. Die deutsche Regierung geht davon aus, dass der vietnamesische Geheimdienst und die Botschaft der Sozialistischen Republik an der Entführung des Asylwerbers und ehemaligen Funktionärs der Kommunistischen Partei nach Vietnam mitgewirkt haben. Zeugen hatten am 23. Juli in einem Berliner Park beobachtet, wie ein Mann und eine Frau mit Gewalt in ein Auto bugsiert wurden. Später tauchten beide in der Hauptstadt Hanoi auf.

Berlin will Entschuldigung

Berlin forderte daraufhin den Vertreter des vietnamesischen Nachrichtendienstes an der Botschaft zur Ausreise auf. Zudem wurde von der Regierung in Hanoi verlangt, die Verantwortlichen für den Vorfall zur Rechenschaft zu ziehen. Als weitere Bedingung für eine Normalisierung der Beziehungen wollte die deutsche Regierung eine "Entschuldigung".

Diesen Forderungen sei die vietnamesische Regierung nicht nachgekommen, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Er betonte, Deutschland werde nicht zulassen, dass dieser völkerrechtswidrige Vorfall "unter den Teppich gekehrt wird". Nach seinen Angaben hielt der vietnamesische Außenminister Pham Binh Minh in einem Brief an den deutschen Außenminister Sigmar Gabriel Ende August an der Darstellung fest, Trinh Xuan Thanh sei freiwillig in seine Heimat zurückgekehrt. (APA, 22.9.2017)