Mit in die Luft gestreckten Fäusten gedenken Helfer in Mexiko-Stadt einem Mann, den sie nicht mehr aus den Trümmern retten konnten.

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Mexiko-Stadt/Genf/Wien – Auch am dritten Tag nach dem verheerenden Erdbeben in Mexiko graben Hilfskräfte und Freiwillige zum Teil mit bloßen Händen nach Überlebenden. Noch immer sollen Menschen unter den Trümmern eingestürzter Häuser lebend begraben sein. Umherstehende Menschen werden immer wieder gebeten, leise zu sein, damit die Helfer Hilferufe hören können. Vor allem unter den Trümmern der eingestürzten Volksschule in der Hauptstadt Mexiko-Stadt suchen mehr als 700 Personen nach den Verschütteten. Elf Personen konnten gerettet, 19 Kinder und sechs Erwachsene nur mehr tot geborgen werden.

Insgesamt starben laut offiziellen Angaben mehr als 270 Menschen durch das Beben der Stärke 7,1 am Dienstag. Für die vergleichsweise geringe Opferzahl macht Brigitte Leoni, vom UN-Büro für die Reduktion von Katastrophenrisiko, die massiven Investitionen der mexikanischen Regierung in erdbebensichere Bauweise verantwortlich.

Neue Richtlinie seit 1993

"Seit dem Erdbeben im Jahr 1985 mit fast 10.000 Toten hat sich im Land viel getan", sagt Leoni im Gespräch mit dem STANDARD. So wäre 1993 eine neue Richtlinie für die Sicherheit von Gebäuden implementiert worden. "Und diese wurde auch exekutiert", betont Leoni. Außerdem habe Mexiko ein Frühwarnsystem etabliert.

Erst vor zwei Jahren wurden rund 8200 Lautsprecher in ganz Mexiko-Stadt aktiviert. Mittels Alarmton soll den Bürgern im Schnitt 50 Sekunden Zeit zur Flucht gegeben werden. Zudem werden Warnungen an Mobiltelefone und andere Endgeräte gesendet. "Auch wenn es am Dienstag nur zwanzig Sekunden waren, konnten dadurch sicher Leben gerettet werden", sagt Leoni.

Schäden katalogisieren

Wichtig wäre es für die UN-Expertin nun, dass die Schäden an den Gebäuden katalogisiert und evaluiert werden. Wohl wissend, dass aufgrund Mexikos Geologie nie vollkommen unverwüstlich gebaut werden kann.

Außerdem appelliert Leoni an alle Regierungen, mehr Geld für die Prävention von Katastrophenfolgen in die Hand zu nehmen: "Wir wissen, dass jeder investierte US-Dollar schlussendlich sieben bis zehn US-Dollar an Wiederaufbaumitteln erspart." (Bianca Blei, 22.9.2017)