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Linz – 55 Prozent der Österreicher meinen, dass im nächsten Parlament weniger Beamte sitzen sollten – und auch Berufspolitiker sind auf den Parlamentssitzen nach Einschätzung der Wähler eher zu stark vertreten.

Das geht aus der Septemberumfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor.

Die Ablehnung von Beamten als Volksvertreter ist in allen Parteiwählerschaften stark – und vor allem bei denen ausgeprägt, die sicher zur Wahl gehen wollen. Berufspolitiker werden von jüngeren und männlichen Befragten besonders deutlich abgelehnt.

Skepsis gegenüber Berufspolitikern

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer verweist noch auf ein weiteres Phänomen: "Menschen mit geringerem Bildungsniveau sind besonders skeptisch gegenüber Berufspolitikern. Aber auch in höheren Bildungsschichten ist die Einsicht, dass zur Gesetzgebung eben Profis gehören, nicht mehrheitsfähig."

Wer aber soll die Gesetze machen, wenn nicht die, die sich damit auskennen? Die Grafik zeigt, dass sich die Österreicherinnen und Österreicher vor allem von ihresgleichen, also "ganz 'normalen' Arbeitern und Angestellten" vertreten sehen wollen. 67 Prozent der Wahlberechtigten wünschen sich das.

Gleich danach kommt der Wunsch, dass mehr junge Kandidaten ins Parlament kommen – und dieser Wunsch ist in allen Altersgruppen gleich stark ausgeprägt, in den Parteiwählerschaften besonders bei Anhängern von SPÖ und ÖVP, etwas weniger bei Freiheitlichen.

An dritter Stelle der Wunschliste stehen Frauen – die acht Prozent, die weniger Frauen als bisher im Hohen Haus sehen wollen, sind eine Minderheit, die sich aus wenigen männlichen, tendenziell jungen und der FPÖ zugeneigten Personen rekrutiert. Der Wunsch nach einem weiblicheren Nationalrat wird von Frauen (60 Prozent) stärker als von Männern (45 Prozent) getragen. Wähler von SPÖ und Grünen sind besonders stark dafür, dass mehr Frauen ins Parlament kommen, Wähler von ÖVP und FPÖ sagen in hohem Maß, dass der Frauenanteil so bleiben sollte wie bisher.

Rote und grüne Wähler für Reduktion des Männeranteils

Gegenprobe: Wie soll sich der Männeranteil entwickeln? Da ist ein starkes Drittel der Befragten dafür, dass in der XXVI. Gesetzgebungsperiode weniger Männer auf den Abgeordnetenbänken sitzen – wiederum sind es die Rot- und Grünwähler, die für eine Reduktion des Männeranteils eintreten, während ÖVP- und FPÖ-Wähler mehrheitlich den Männeranteil gleich halten wollen.

Ausgewogen ist die Einschätzung, wenn nach Quereinsteigern ("Personen, die bisher nichts mit der Politik zu tun hatten") gefragt wird – sie kommen bei jüngeren Befragten besser an als bei älteren, relativ gut auch bei ÖVP- und FPÖ-Wählern. Auf Personen, die sich noch nicht entschlossen haben, wen sie wählen wollen, machen sie wenig Eindruck. (Conrad Seidl, 25.9.2017)