Foto: ORF

So ein Format ist also hauptabendprogrammtauglich. Politik als Ratespiel für fünf Personen, gewürzt mit biografischen Anekdoten der Spitzenkandidaten, deren jugendliches Auftreten in Ausschnitten aus der ORF-Archivkiste nicht nur diesen selbst das eine oder andere Lächeln entlockt.

Zum Beispiel kann man in Nationalraten, das heute, Montag (ORF 1, 20.15 Uhr), H.-C. Strache zu Gast hat, erleben, wie dieser bei der Uraufführung von Thomas Bernhards Heldenplatz 1988 leidenschaftlich und lautstark buht. Passt ja auch ganz gut zum Lieblingsfilm des Wahlkämpfers: Mel Gibsons Braveheart. Das Format, das von Lisa Gadenstätter (Interview) und Hanno Settele (Quizmaster) moderiert wird, ist in seiner politentertainenden Aufmachung aber auch tückisch. Ganz postdemokratische Scheinauseinandersetzung, lässt es eine Diskussion nur im Plauderton mit dem Politiker zu, während das Volk in Gestalt der fünf Kandidaten sich mit Tafeln artikuliert: "richtig" oder "falsch" bzw. Multiple Choice.

Witz geht nach hinten los

Ein Beispiel: Strache-Auftritt bei der rechtsradikalen AfD, bei dem er einen islamophoben Witz erzählt. Die Kandidaten müssen die Pointe erraten: Muslime leben im Ausland im "Döner-District", in der "No-Go-Area" oder im "All-inclusive-Club"? Man darf annehmen, dass diese Frage mit kritischer Absicht gestellt wurde, quasi um den Stil des FPÖ-Chefs zu entlarven.

Das geht aber nach hinten los. Denn hängen bleibt in diesem Kontext das Ressentiment, die Pauschalverunglimpfung des Witzes. Man nutzt ja selbst die Pointe, macht sie zum Teil des Spiels und damit zu einer nicht weiter zu beanstandenden Normalität im Hauptabendprogramm. (Dominik Kamalzadeh, 25.9.2017)