Auswirkungen der Flüchtlingsbewegungen (wie im September 2015 auf dem Westbahnhof) beschäftigen auch den Fonds Soziales Wien. Die Zahl der Flüchtlinge in Grundversorgung nimmt aber langsam ab.

Foto: Regine Hendrich

Wien – Der Fonds Soziales Wien (FSW) ist nach Eigenangaben mit seinen fünf Tochterunternehmen für Wienerinnen und Wiener in schwierigen Lebenssituationen da. Im vergangenen Jahr wurden Rekordausgaben verzeichnet: Das Budget betrug laut Geschäftsbericht 1,621 Milliarden Euro. 2015 waren es noch 1,445 Milliarden – und damit um 176 Millionen Euro weniger.

Hauptverantwortlich für den Anstieg waren die Kosten für die Wiener Flüchtlingshilfe, und hier vor allem für die Grundversorgung. 2015 wurden dafür rund 72 Millionen Euro ausgegeben. 2016 waren es 166 Millionen Euro. In einem Jahr betrug der Anstieg also 94 Millionen Euro. Damit wurden über das gesamte abgelaufene Jahr gerechnet 36.740 Asylwerber mit Leistungen der Grundversorgung unterstützt, sagte FSW-Chef Peter Hacker bei der Präsentation des Geschäftsberichts.

Größter Budgetposten ist Pflege

Der größte Budgetposten des FSW ist aber bei weitem die Pflege: Für Betreuungsleistungen, die vor allem ältere Personen in Anspruch nehmen, wurden im Vorjahr 1,028 Milliarden Euro ausgegeben. Im Vergleich zum Jahr 2015 sei das eine leichte Steigerung, sagte Hacker. Diese sei aber auf Valorisierungen zurückzuführen. In absoluten Zahlen sei die Zahl der Personen mit Pflege- und Betreuungsbedarf sogar leicht rückläufig.

Starker Anstieg bei Pflegekosten prognostiziert

Das wird aber laut Hacker nicht so bleiben, er rechnet mittelfristig mit einem starken Anstieg bei den Pflegekosten. Denn derzeit sei in der Bevölkerungspyramide eine Delle festzustellen. Soll heißen: Aktuell gibt es weniger Personen mit Pflege- und Betreuungsbedarf, weil viele aus dieser älteren Generation den Zweiten Weltkrieg nicht überlebt haben. Wiener, die nach 1945 geboren wurden, kommen nun aber langsam in ein Alter, wo Pflegebedarf eine Rolle spielt. Dazu kommt auch noch, dass die Lebenserwartung immer höher wird.

Hacker rechnet damit, dass der Anstieg schon in den nächsten drei, vier Jahren sichtbar wird. Ab etwa 2020 sei eine deutliche Zunahme zu erwarten. "Und ab 2025 wird es dann eine sehr starke Steigerung dieser Zielgruppe geben", sagte Hacker.

Aktuell nehmen rund 59.000 Wienerinnen und Wiener Pflege- und Betreuungsleistungen des FSW in Anspruch. Dazu kommen auch pflegende Angehörige, die man "im Auge haben" müsse, wie Sandra Frauenberger (SPÖ) am Montag sagte. Es war ihre erste Präsentation eines FSW-Jahresberichts als Sozialstadträtin.

Für Menschen mit Behinderung, die auch spezielle Unterstützung in puncto Mobilität oder Wohnen benötigen, gab der FSW rund 276 Millionen Euro aus. 13.200 Personen mit besonderen Bedürfnissen nahmen Leistungen des FSW in Anspruch.

Entspannung bei Flüchtlingen

Die Kosten für Flüchtlinge (166 Millionen Euro) stehen im Ausgaben-Ranking auf Platz drei. Dabei wurde in Budgetprognosen ein heftigerer Anstieg erwartet. Laut Hacker wurden 40 Millionen Euro nicht benötigt und auf 2017 verschoben. Die Zahl der Flüchtlinge in Grundversorgung nimmt zudem ab: Als Höchststand wurden 2016 an einem Stichtag 22.000 Personen verzeichnet, derzeit sind es 20.000. Diese Zahl "sollte sich halbieren", sagte Hacker.

Für die Wohnungslosenhilfe wurden 66 Millionen Euro aufgewendet, das Budget der Schuldnerberatung lag bei 2,7 Millionen Euro. "Unsere Kunden sind nicht die Reichen in der Stadt. Und auch nicht die Eliten", sagte Hacker. Ziel sei, soziale Sicherheit erlebbar zu machen.

Der FSW wird zum Großteil aus Mitteln der öffentlichen Hand gespeist, dazu kamen im Vorjahr 470 Millionen Euro an Kostenbeiträgen von den Empfängern der Hilfsleistungen. Insgesamt nahmen 128.300 Personen Leistungen des FSW in Anspruch. 2015 waren es knapp 10.000 weniger. (David Krutzler, 25.9.2017)