Buckingham (David Jakob, li.) hilft Richard (Josef Ellers) beim Pläneschmieden zur Machtergreifung. Dankenswert ist das Figurenregister als Kulisse hinten.

Foto: Josef Schartner

Wien – Für seine zweite Spielzeit hat das Bronski & Grünberg in der Porzellangasse umgeräumt. Die Bühnenschlucht von zuletzt ist zum vorteilhafter einzusehenden Guckkasten geworden. Seine Rückwand ziert ein Stammbaum und Figurenregister, dessen Namen zugeordnet hängen an Haken die Requisiten (Daniel Somergruber). Mit nur vier Darstellern gibt man Richard III. von Shakespeare.

Den Buckel, den das Schicksal ihm auf den Rücken gesetzt hat, trägt Josef Ellers’ Richard zuweilen mit der Manier eines Dieners. Doppelgesichtig ist er zur Not ebenso charmant wie auch ein Schwein. Ist er böse, weil er hässlich ist, oder hässlich, weil er böse ist? Jedenfalls ist er sich beiderlei Umstände sehr bewusst. Darum wirbt die Inszenierung von Helena Scheuba auch gleich eingangs um Verständnis.

Liebe, Macht, Schuld

Zwischen den Szenen läuft Popmusik zu Liebe, Macht, Schuld. Man streckt sich in alle seine Richtungen dem Text nach. Natürlich geht das leichter, wenn man nicht wie Sophie Aujesky, David Jakob und Johanna Rehm in eineinhalb Dutzend Nebenfiguren von frechen Kindern über den Auftragsmörder mit Slapstickqualitäten bis zur angewiderten Witwe schlüpfen muss. Sie bleiben gelegentlich am halben Weg zu vollen Charakteren stecken.

Es schrumpft aus der Sache heraus aber das Figurenpersonal. Brüder und Neffen muss Richard aus dem Weg räumen, um König zu werden. Ihm nützt, dass er vor gar nichts scheut, sei es List oder Gewalt. Einen nach dem anderen kann er die Namen mit dem Pinsel rot durchstreichen. Dabei zeigen sich schöne Einfälle.

Ein wirklich spannender eigener Zugriff eröffnet sich aber nicht. Die Kombination von Pop und Tradition zündet nicht ganz, die Musik soll das Spiel heutig und jung machen, aber dazu ist die Herangehensweise an den Text zu brav. Zweieinviertel Stunden Nettospielzeit unterstreichen das ambitionierte Bestreben nach Vollständigkeit. Weniger hätte auch mehr sein können. (Michael Wurmitzer, 26.9.2017)