Bratislava – In der Slowakei haben erneut tausende Menschen gegen Korruption im Land demonstriert. Zum bereits dritten sogenannten "großen Marsch gegen Korruption" hatten sich am Montagnachmittag in der Hauptstadt Bratislava über 4.000 überwiegend junge Teilnehmer versammelt, so die Schätzungen von Medien vor Ort.

Erneut forderten die Protestierenden lautstark den Rücktritt von Innenminister Robert Kalinak (Smer). Der Ressortchef steht im Verdacht einen wegen Korruption angeklagten kontroversen Unternehmer begünstigt und mit ihm dubiose Geschäfte gemacht zu haben. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Robert Fico steht fest hinter Kalinak, seit Monaten ignoriert er alle Forderungen ihn abzuberufen.

Proteste bereits im April und Juni

Ausgelöst hatten die Protest-Serie zwei 18-Jährige, die mit ihrer parteilosen Initiative, organisiert über soziale Netzwerke, unerwarteten Erfolg verbuchten. Bereits zu den zwei vorhergegangenen Protestaktionen im April und Juni dieses Jahres hatten sich bis zu 6.000 Menschen versammelt. Den Jugendlichen schlossen sich nach und nach auch Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Kultur, Oppositionspolitiker und jüngst auch Lehrer und Wissenschaftler an.

Unter einem Hub- und Pfeifkonzert marschierten die Protestteilnehmer durch das Zentrum der Hauptstadt. Der Verkehr im Zentrum von Bratislava wurde von der Demo zeitweise lahmgelegt. "Schritt für Schritt gegen Korruption," lautete das Hauptmotto auf einem übergroßen zentralen Banner. "Es ist uns nicht egal," und "Wir sind keine Schafe" skandierten die Marschierenden.

Die Demonstranten forderten auch die Entlassung des Polizeipräsidenten und des für Korruptionsfälle zuständigen Spezialstaatanwalts, sowie die weiterhin ausstehende Aufarbeitung des sogenannten "Gorilla-Falls". Dieser noch 2011 aufgeflogene bisher größte Korruptionsskandal der Slowakei betraf die frühere christlich-liberale Regierung von Mikulas Dzurinda. Eine parallele Protestveranstaltung hatten slowakische Studenten auch vor der slowakischen Botschaft im tschechischen Prag organisiert. (APA, 25.9.2017)