Zu Beginn der Puls4-Duelle bringen sich die Kandidaten etwas mit. Lunacek übergab Kurz eine Torte.

Foto: APA/HANS PUNZ

Es gibt ein breites Spektrum an Möglichkeiten, politisch Andersdenkenden mitzuteilen, dass man ihre Meinung nicht teilt. Nun brachen in Österreich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten sowohl das Zweieinhalbparteiensystem als auch das Monopol des ORF auf, was dazu führte, dass die Bevölkerung vor Wahlen mit einer Zahl an Diskussionssendungen konfrontiert ist, die gegen unendlich strebt.

Nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit ist damit zu rechnen, dass früher oder später jede Variante des politischen Diskurses in diesen unzähligen Sendungen mindestens einmal exerziert wird.

Nun brachte die grüne Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek der ÖVP-Nummer eins Sebastian Kurz eine Torte mit: ein Geschenk mit Hintergedanken. Zwar lässt die besonnene Art Lunaceks keine Befürchtung aufkommen, sie könne ihr Gegenüber torten wollen. Kurz musste also nicht fürchten, dass das mitgebrachte Backwerk im seinem Antlitz landen könne.

Umgruppierung möglich?

Doch die Torte zierte ein lesbisches und ein schwules Paar – was Kurz zur endgültigen Gleichberechtigung von hetero- und homosexuellen Paaren durch Einführung der Ehe für alle bewegen sollte. Kurz lehnte das zum wiederholten Mal ab. Jene bösen Kommentatoren, die er unentwegt schilt, würden seine ausführliche Betrachtung des Tortenschmucks hämisch interpretieren. Etwa mit der Mutmaßung, dass der ÖVP-Chef überlegt hätte, wie schnell er die Figuren zu zwei Hetero-Pärchen umgruppieren könnte.

Die Regenbogentorte wanderte dann aber auch gleich wieder hinter die Kulissen und vermutlich in den türkisen Fanbus. Was dort damit passiert ist, weiß nur die ÖVP. (Sebastian Fellner, 25.9.2017)