Cleveland – Donald Trump hat aus einem Störfeuer einen Flächenbrand gemacht. Mit seinen provokanten Kommentaren brachte das Staatsoberhaupt in den vergangenen Tagen den Großteil der US-Sportprominenz gegen sich auf.

Basketball-Superstar LeBron James hat den US-Präsidenten erneut in aller Deutlichkeit kritisiert. "Die Menschen regieren dieses Land. Nicht ein Einzelner. Und ganz bestimmt nicht er", sagte er am Montag beim Medientag der Cleveland Cavaliers aus der nordamerikanischen Profiliga NBA.

"Wie ein Sechstklässler"

Am Samstag hatte James den US-Präsidenten als "Penner" bezeichnet, nachdem dieser Superstar Stephen Curry von NBA-Champion Golden State Warriors die Einladung zum Besuch im Weißen Haus entzogen hatte. Daraufhin entschied die ganze Mannschaft, nicht zu kommen.

Auch Gregg Popovich, legendärer Trainer der San Antonio Spurs, hat Trump am Medientag für dessen Umgang mit Curry kritisiert. "Widerlich. Wie ein Sechstklässler, der eine Party veranstalten will und feststellt, dass jemand nicht kommen will und ihn deshalb wieder auslädt", sagte Popovich in einer emotionalen Rede.

"Unser Land ist eine Peinlichkeit", sagte Popovich und verwies dabei auch auf die Aussagen mancher Nascar-Teambesitzer, die Trump den Rücken stärken.

LeBron James bezieht Stellung.
CBS News
Gregg Popovich in einer emotionalen Rede.
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Auch in der National Football League (NFL) weiten sich die Proteste aus: Der 74-jährige Besitzer der Dallas Cowboys Jerry Jones ging vor dem Spiel seines Teams bei den Arizona Cardinals mit seinen Profis auf die Knie. Die Aktion fand vor dem Abspielen der Hymne statt.

Für ihr Verhalten ernteten der milliardenschwere Jones und die Spieler Buhrufe, auch von Fans der Dallas Cowboys. Applaus brandete auf, als eine riesige US-Flagge ausgebreitet wurde. Jordin Sparks sang die Hymne, auf der Hand der Afro-Amerikanerin war ein Bibelvers geschrieben: "Sprich für alle, die sich selbst nicht helfen können."

Auf Knien: Cowboys-Boss Jerry Jones.
Foto: APA/AP/York

Trump hatte am Wochenende Football-Fans aufgefordert, NFL-Spiele zu boykottieren, solange die Proteste während der amerikanischen Hymne anhalten.

Schon seit einiger Zeit gehen Profis aus Protest gegen Polizeigewalt und Rassendiskriminierung in den USA bei der Hymne auf die Knie.

Kritik von Brady

Indes hat auch Football-Superstar Tom Brady den US-Präsidenten deutlich kritisiert. "Ich bin überhaupt nicht einverstanden mit dem, was er gesagt hat. Das war entzweiend", sagte Brady in einem Interview mit dem Radiosender WEEI zu den Aussagen Trumps über die Hymnen-Proteste in der US-Profiliga NFL.

"Ich möchte einfach nur meine Teamkollegen unterstützen. Ich war noch nie jemand, der anderen erklärt hat, was richtig oder falsch ist. Aber ich glaube daran, Menschen zusammenzubringen und an Respekt, Liebe und Vertrauen. Das sind die Werte, die meine Eltern mir vermittelt haben. Danach versuche ich jeden Tag zu leben", so Brady.

Trump: "Die NFL muss das verstehen"

Trump hielt den Konflikt am Montag weiter am Kochen, indem er via Twitter verlautbarte, dass es bei seiner Haltung nicht um die Rassenfrage gehe, sondern "um Respekt für unser Land, die Flagge und die Nationalhymne. Die NFL muss das verstehen!". Weiters schrieb er: "Riesige Gegenreaktion gegen die NFL wegen Nichtachtung unseres Landes."

Anhand der Fernsehquoten lässt sich diese Behauptung jedoch nicht untermauern: CBS vermeldete, dass die von dem Sender übertragenen Sonntagsspiele des dritten Spieltags um vier Prozent mehr Zuschauer generierten als die Drittrundenpartien vor einem Jahr.

Unterstützung erhielt der Präsident von Paul Ryan, dem republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses. "Die Leute haben das Recht, sich so auszudrücken, wie sie es für richtig halten. Meine Meinung ist aber, dass sie das nicht während der Hymne machen sollen", sagte Ryan. Hymne, Flagge und die Menschen, die sie verteidigen und repräsentieren, "sollten immer und überall gefeiert werden", so Ryan.

Aufgewühltes Land

Wie aufgewühlt das Land ist, versuchte die Tageszeitung USA Today in einen Kommentar zu fassen. Dieser endete mit den Worten: "Unsere Nation ist heute gespalten wie seit der Vietnam-Ära nicht. Wir können uns dem auch nicht in unseren Stadien und Arenen entziehen. Nicht, wenn wir einen Präsidenten haben, der denkt, dass NFL-Spieler einfach den Mund halten und ihr Gehirn zu unserer Unterhaltung verrühren lassen sollten." (sid, APA, 26.9.2017)