Es hätte tausend gute Gründe gegeben, "Österreich" endlich jene Inserate zu streichen, mit denen die Republik und die SPÖ dieses Krawallblatt seit Jahr und Tag auf Kosten der Allgemeinheit mit Steuergeldern durchfüttern. Die aktuelle Berichterstattung über Kanzler Christian Kern ist kein solcher Grund. Die Hetze gegen Ausländer und Flüchtlinge, die erfundenen Interviews, all das hätte längst zu einer Ächtung des Gratisblattes führen müssen. Aber die Politik glaubte, sich mit finanziellen Zuwendungen die Gunst des Boulevards (nicht nur von "Österreich") erkaufen zu können. Ein Irrglaube.

Wie andere Medien auch hat "Österreich" ein internes Papier aus dem engsten Kreis der SPÖ veröffentlicht, in dem ein wenig schmeichelhaftes Bild von deren Parteivorsitzendem gezeichnet wird: Eitel sei der Kanzler und eine Prinzessin. Er verfüge über ein Glaskinn. Genau dieses stellt Kern nun anschaulich unter Beweis, indem er "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner, auf dessen Schoß er kürzlich – in übertragenem Sinn – noch gesessen ist, die Gunst entzieht. Keine Interviews mehr und keine Inserate.

Die Wellen, die Kern damit schlägt, schaden vor allem ihm selbst: Sein Krieg gegen "Österreich" verleiht der Geschichte erst jene Bedeutung, die er herunterzuspielen versucht hat. Jetzt bleibt die "Prinzessin" so richtig picken. Und wer es noch nicht wusste, ahnt es bereits: "Freundschaft" ist eine Drohung, die SPÖ eine Schlangengrube. (Michael Völker, 26.9.2017)