Der russischen Airline Vim Avia droht die Bruchlandung.

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Moskau – Die russische Fluggesellschaft Vim Avia hat wegen Geldmangels die Abfertigung von Charterflügen eingestellt. Am Dienstag fielen darüber hinaus auch mehr als 20 Linienflüge aus. Nach Angaben des russischen Tourismusverbands sind von der Einstellung des Betriebs rund 200.000 Passagiere betroffen, Zehntausende davon hängen im Ausland fest. Die Luftfahrtbehörde Rosaviazija hat bereits eine Krisensitzung einberufen und zwei andere Fluglinien um Hilfe gebeten: Sie sollen die gestrandeten Passagiere in die Heimat zurückholen.

Vim Avia gehört zu den zehn größten Airlines in Russland mit einem Routennetz, das sich von China bis Spanien spannt – als Charter stand dabei bislang auch Wien auf dem Flugplan. Allerdings kämpfte das Unternehmen schon seit geraumer Zeit mit gewaltigen Problemen, die sich auch immer wieder in Verzögerungen bei der Abfertigung der Passagiere bemerkbar machten.

Minus von bis zu 150 Millionen Euro

Nun haben die Schulden Vim Avia endgültig zu Boden gedrückt: Genaue Zahlenangaben gibt es zwar nicht, doch der Tourismusverband befürchtet ein Minus von 50 bis zu 150 Millionen Euro in der Kasse. Allein dem Flughafen Moskau-Domodedowo schuldet Vim Avia über 7,5 Millionen an Kerosinrechnungen. "Leider sind wir dazu gezwungen zu konstatieren, dass die Fluggesellschaft Vim Avia in einer schweren wirtschaftlichen Lage ist. Das Betriebskapital ist alle, die Finanzierung eingefroren, und die Abfertigung an den Flughäfen wurde eingestellt", teilte der Konzern mit.

Die Eigentümer um Raschid Mursekajew haben aufgrund der Finanznöte angeboten, die Fluggesellschaft unter Insolvenzverwaltung zu stellen. Doch so leicht wird das Management sich nicht aus der Affäre ziehen können: Das russische Ermittlungskomitee hat bereits ein Verfahren wegen Betrugs eingeleitet, auch die lange untätige Rosaviazija untersucht den Fall. Noch will das Verkehrsministerium nicht von Bankrott reden, in der Branche glaubt aber kaum noch jemand an die Rettung Vim Avias. (ab, 26.9.2017)