Thomas Blimlinger erreichte bei der letzten Wahl rund 41 Prozent in Wien-Neubau.

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Wien – Thomas Blimlinger, grünes Urgestein und seit 16 Jahren Bezirksvorsteher von Wien-Neubau, tritt zurück. "Ich denke, dass es Zeit ist für einen Generationenwechsel, und werde mein Amt mit Ende November niederlegen", bestätigte der 60-Jährige am Mittwoch in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz entsprechende STANDARD-Informationen.

Blimlingers Nachfolger wird Markus Reiter, Geschäftsführer und Mitbegründer der Obdachloseneinrichtung Neunerhaus. Reiter, ein gebürtiger Oberösterreicher, war bereits seit 2001 Bezirksrat in Neubau, seit 2006 ist er auch Vorsitzender der Sozial- und Generationenkommission im Bezirk, Mitglied bei den Grünen ist Reiter bereits seit 1989. Das Amt des Bezirkschefs werde in "äußerst kompetente und verlässliche Hände" übergeben, sagte Blimlinger. Mit parteiinternen Querelen habe sein Rückzug nichts zu tun, versicherte der studierte Ökonom und ehemalige Trafikant.

Übergabe war erst nach Wahl geplant

Ursprünglich hätte die Übergabe erst nach der Nationalratswahl, die am 15. Oktober stattfindet, verkündet werden sollen. Ziel war es, den laufenden Nationalratswahlkampf der Grünen, der nach der Abspaltung der Liste Pilz ohnehin schon schwierig genug ist, nicht unnötig zu stören. Laut Parteiinsidern war zunächst für den 7. November eine Pressekonferenz geplant.

Nun wurden die Pläne aber vorgezogen. Wie kurzfristig reagiert werden musste, zeigt sich auch daran, dass der künftige Bezirksvorsteher Reiter für Donnerstag dieser Woche zu einer feierlichen Eröffnung eines neuen Gesundheitszentrums des Neunerhauses geladen hat. Zu Gast wird dabei unter anderen Bundespräsident Alexander Van der Bellen sein. Nun muss sich das Neunerhaus einen neuen Geschäftsführer suchen.

Keine Uneinigkeit mit Vassilakou

Wie es in der Partei heißt, hat Blimlinger schon länger mit dem Gedanken gespielt, sich aus der Politik zurückzuziehen. Uneinigkeit mit Landesparteichefin Maria Vassilakou soll nicht Grund für den Rückzug sein. Die Wiener Vizebürgermeisterin muss sich allerdings auch noch mit anderen personellen Änderungen beschäftigen. Ihre Büroleiterin Claudia Smolik verlässt das Stadtratsbüro, dem Vernehmen nach soll das Verhältnis nicht ganz friktionsfrei gewesen sein.

Mit Blimlinger als Spitzenkandidat schafften die Grünen in Neubau bei der Bezirksvertretungswahl 2001 32,55 Prozent der Stimmen und damit Platz eins. Blimlinger wurde damit der erste grüne Bezirkschef in Wien. Bei den Wahlen 2005 und 2010 schaffte es Blimlinger, das Ergebnis für die Grünen mit 43,26 und 45,44 Prozent sogar noch auszubauen.

Aufregerthema Mahü

Bei der Wahl im Herbst 2015 musste Blimlinger Einbußen von 4,42 Prozentpunkten hinnehmen. Der Spitzenrang im Bezirk war aber mit 41,02 Prozent weiterhin klar vor der SPÖ (24,68 Prozent) abgesichert. Neubau gilt heute als klassischer Bobo-Bezirk. Blimlinger unterstützte auch den mit viel Aufregung verbundenen Umbau der Mariahilfer Straße zu einer Fußgänger- und Begegnungszone. (David Krutzler, Günther Oswald, 27.9.2017)