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Greenpeace rät Kinder vom Verzehr der getesteten Erdbeerschokolade ab. "Ein Kind hat die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 3-MCPD-Ester bereits nach elf Gramm, also nach zwei Stückchen der getesteten Erdbeerschokolade, erreicht", sagte Greenpeace-Umweltchemiker Herwig Schuster.

Foto: AP/Martin Meissner

Wien – Das Ergebnis eines Greenpeace-Tests mehrerer palmölhaltiger Markenprodukte aus dem österreichischen Lebensmittelhandel hat sich als alarmierend herausgestellt. Zum Teil wurden sehr hohe Konzentrationen von gesundheitsgefährdenden, wahrscheinlich krebserregenden Schadstoffen gefunden, gab die Umweltorganisation am Mittwoch bekannt. Besonders gefährlich könnten diese für Kinder sein.

Elf Lebensmittel, acht davon mit Palmöl, ließ Greenpeace von der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) testen. Untersucht wurden Nougat-Aufstriche, Tortenecken, Tortenglasuren, Schokoladen, Margarinen und Packerlsuppen. Während in allen Produkten mit Palmöl die Schadstoffe gefunden wurden, konnten sie in zwei der palmölfreien Lebensmittel nicht und im dritten nur in ganz geringen Mengen festgestellt werden.

Glycidol wahrscheinlich krebserregend

3-MCPD werde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) als möglicherweise krebserregend eingestuft, Glycidol, das bei der menschlichen Verdauung von Glycidyl-Ester frei wird, sogar als wahrscheinlich krebserregend. Glycidol habe sich außerdem als erbgutverändernd erwiesen, so Greenpeace. Für diesen Stoff gebe es daher auch keine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) – die Aufnahme soll laut Efsa jedenfalls minimal sein. Die Schadstoffe entstehen bei der Herstellung der Pflanzenöle, die bei hoher Hitze raffiniert werden, um unangenehme Geruchs- und Geschmacksstoffe zu entfernen.

Die Greenpeace-Testergebnisse zeigten bei Produkten mit Palmöl derart hohe Konzentrationen von 3-MCPD-Ester, dass vor allem bei Kindern der TDI von 0,8 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht rasch überschritten würde. Auch Glycidyl-Ester wurden in hohen Konzentrationen gefunden. Besonders gravierend seien beide Werte bei der getesteten Milka-Erdbeerschokolade (0,993 bzw. 0,377 mg/kg) und bei den Margarinen von Alsan (0,810 bzw. 0,689 mg/kg) und Rama Original in Würfelform (0,619 bzw. 0,220 mg/kg).

Keine gesetzlichen Grenzwerte

"Der Einsatz von Palmöl hat drastische Auswirkungen auf die Umwelt und auf die menschliche Gesundheit. Für die gesundheitsgefährdenden Stoffe 3-MCPD- und Glycidyl-Ester, die bei der Raffination von Palmöl entstehen, gibt es bisher keine gesetzlichen Grenzwerte. Das ist grob fahrlässig", kritisiert Greenpeace-Umweltchemiker Herwig Schuster.

Greenpeace rät Kindern vom Verzehr ab

"Wir raten bis auf weiteres dringend vor allem bei Kindern vom Verzehr dieser Produkte ab", sagt Schuster. Ein Kind habe die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge von 3-MCPD-Ester bereits nach elf Gramm, also nach zwei Stückchen der getesteten Erdbeerschokolade, erreicht. Bei den beiden Margarinen würden 13 beziehungsweise 17 Gramm genügen, also zwei dünn bestrichene Semmelhälften. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass Kinder und Erwachsene an einem Tag oft eine Vielzahl an weiteren palmölhaltigen Produkten konsumieren.

Verschiedene Erhebungen hätten gezeigt, dass gerade sensible Gruppen wie Säuglinge, Kleinkinder und Kinder höhere Mengen an 3-MPCD- und Glycidyl-Ester im Alltag konsumieren, sagt der Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. "Produkte, die vor allem diese Risikogruppen ansprechen, wie etwa Schokolade, müssen daher besonders strenge Auflagen erfüllen. Die Beobachtung, dass solche Produkte den TDI nahezu ausschöpfen oder sogar übersteigen, muss Anlass zum Umdenken beim Einsatz von Ausgangsprodukten dieser Nahrungsmittel und bei Herstellungsverfahren sein."

Sofortige Maßnahmen gefordert

Greenpeace-Geschäftsführer Alexander Egit fordert angesichts der Ergebnisse von Gesundheitsministerium, Produzenten und Handel Sofortmaßnahmen. Es brauche nun flächendeckende Produkttests und die Veröffentlichung der Testergebnisse bei TDI-Überschreitungen.

"Vom Konsum von Lebensmitteln, bei denen bereits bei sehr geringem Verzehr der TDI-Wert überschritten werden kann, muss unbedingt öffentlich abgeraten werden", sagt Schuster. Den Konsumenten empfiehlt Greenpeace generell, so weit wie möglich auf Palmölprodukte zu verzichten.

Auch strenge gesetzliche Grenzwerte für die Schadstoffe 3-MCPD- und Glycidyl-Ester seien dringend notwendig. Der Lebensmitteleinzelhandel solle die drei am höchsten belasteten Produkte ("Milka"-Erdbeerschokolade, "Alsan"-Margarine und "Rama Original"-Margarine) so lange aus den Regalen nehmen, bis die Behörden flächendeckende Untersuchungen vorgenommen haben und strenge Grenzwerte festgelegt worden sind. Handel und Hersteller sollen den Anteil von Palmöl in Produkten schrittweise senken oder palmölfreie Produkte in allen Kategorien anbieten. (APA, red, 27.9.2017)