Washington/New York – US-Präsident Donald Trump hat aus einem Störfeuer einen Flächenbrand gemacht. Und das fast im wahrsten Sinne des Worts. Mit provokanten Kommentaren brachte Trump in den vergangenen Tagen den Großteil der US-Sportprominenz gegen sich auf.

Vielen Football-Anhängern, unter ihnen wohl auch einige Trump-Wähler, sprach der US-Präsident aber offensichtlich aus der Seele. Weil Spieler zur Nationalhymne nicht stramm standen, verbrennen Fans nun reihenweise NFL-Utensilien wie Trikots, Jacken und Saisontickets vor laufender Kamera.

Auf den sozialen Medien ist das Phänomen unter dem Hashtag "NFLBurnNotice" zu beobachten.

DNN Deplorable News Network

"Ihr habt eine rote Linie überschritten. Ihr werdet unser Land nicht verachten, ihr werdet unsere Flagge nicht verachten und ihr werdet auch all die Menschen nicht verachten, die für dieses Land ihr Leben gelassen haben. Also schaut euch an, wie das Zeug brennt", sagt Robert Williams, ein Elektriker aus Texas, und wirft seine Pittsburgh Steelers-Garderobe auf den Griller. Darunter auch eine 450-Dollar-Lederjacke.

"Ich liebe dieses Land"

Williams ist einer von vielen NFL-Fans, die ihre Protest-Grillage auf Youtube festgehalten haben. "Ich liebe dieses Land, ich liebe die Flagge und ich liebe wofür Amerika steht."

Trump hatte Football-Spieler, die beim Erklingen der Nationalhymne aus Protest gegen Rassismus auf die Knie gehen oder sitzen bleiben, als "Hurensöhne" bezeichnet und Klub-Besitzer aufgefordert, diese zu feuern.

The News
Just Sayin

Kurioses Detail am Rande: Alejandro Villanueva von den Pittsburgh Steelers folgte am Sonntag nicht dem Beispiel seiner Teamkollegen, die vor dem Spiel in Chicago während der US-Hymne in der Kabine blieben. Der ehemalige Soldat, der in Afghanistan kämpfte, stand zur Musik der Hymne allein am Rande des Feldes. Seit Sonntag ist das Steelers-Trikot von Villanueva das meistverkaufte im gesamten NFL-Katalog.

Missverständnis

Was die Käufer bei ihrer Entscheidung wohl nicht berücksichtigen: Villanuevas Aktion war gar nicht beabsichtigt. Er verpasste lediglich den kollektiven Gang des Teams in die Kabine. "Das tut mir leid. Es sieht so aus, als ob ich nicht Teil der Mannschaft wäre. Genau das Gegenteil ist aber der Fall", sagte Villanueva.

Ben Röthlisberger, Quarterback der Pittsburgh Steelers: "Einige wollten knien, andere stehen. Wir dachten uns, was immer wir auch tun, wir müssen eine gemeinsame Meinung haben und den Entscheid zusammen tragen, um Stärke zu zeigen. Damit nicht einige knien und andere stehen, haben wir uns entschlossen, uns rauszuhalten und im Kabinengang zu bleiben."

Trump legt nach

Am Dienstag versuchte Trump neuerlich auf Twitter seinen Standpunkt zu erklären. "Sogar Usain Bolt aus Jamaika, einer der größten Läufer und Athleten aller Zeit, hat Respekt für unsere Nationalhymne gezeigt", twitterte Trump über einen Videoausschnitt, der Bolt zeigt, wie er ein Sieger-Interview nach Ertönen der US-Hymne unterbricht.

Ohnehin liegt der Verdacht nahe, dass Trump mit seinem Gepolter nur von anderen politischen Brandherden ablenken will. Da wären etwa die Nordkorea-Krise, eine humanitäre Katastrophe in Puerto Rico, die sich ziehende Untersuchung einer möglichen russischen Einmischung in den US-Wahlkampf 2016 oder die nicht gelingen wollende Abschaffung der Gesundheitsvorsorge "Obamacare". (Florian Vetter, APA, 27.9.2017)