Vor allem ältere Menschen sind von Parkinson betroffen. Auch sie können noch mit dem Klettersport beginnen.

Foto: Patrick Seirafi

Es geht aufwärts. Wenn Parkinson-Patienten regelmäßig klettern, wirkt sich das positiv auf ihre physische und psychische Gesundheit aus. Das sagen zumindest Experten und die Betroffenen selbst. Wissenschaftlich bewiesen ist es nicht.

Das soll sich nun ändern. Das Forschungsprojekt "Climb Up, Head Up!" der Medizinischen Universität Wien will in Kooperation mit der Universität Wien die Effekte von Sportklettern auf die Lebensqualität von Parkinson-Patienten untersuchen. Die seien enorm, sagt Lucia Gassner vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Wien. "Das Zittern wird weniger, die Körperhaltung aufrechter, die allgemeine Fitness verbessert sich."

Das bestätigt auch der 81-jährige Gerd Milcke, der selbst an Parkinson erkrankt ist und seit einiger Zeit regelmäßig in der Kletterwand hängt. "Wenn ich unten stehe, ist das Zittern noch da, wenn ich in der Wand bin, ist es weg, oder zumindest fühlt es sich für mich so an", erzählt er.

Lucia Gaßner

Dazu kommen soziale und psychische Faktoren, die verbessert werden. "Der Sport findet in einem Team statt, wirkt gegen Depressionen, hebt die Stimmung der Patienten und ihren Selbstwert", so Gassner. Auch diesen Effekt hat Milcke an sich selbst beobachtet: "Das Klettern holt mich aus meiner depressiven Neigung heraus. Wenn man klettert, kann man nicht depressiv sein."

Die Patienten hätten durch die Herausforderungen auf der Kletterwand das Gefühl, schwierige Situationen aus eigener Kraft meistern und Ängste überwinden zu können – sie trauen sich mehr zu, sagt die Neurologin Heidemarie Zach, die ebenfalls an dem Forschungsprojekt beteiligt ist.

"Klettern ist ein Sport, der Spaß macht, und etwas anderes als die klassische Krankengymnastik oder Physiotherapie. Ziel ist, dass die Patienten langfristig dabei bleiben", so Gassner. Die positiven Effekte des Sportkletterns bei Morbus Parkinson seien mit kaum einer anderen Trainingsintervention vergleichbar, sagen die Experten. Umso mehr verwundert es, dass diese noch nicht näher erforscht sind. Bis jetzt.

Ablauf der Studie

Für die Studie "Climb Up, Head Up!" werden die Probanden zu Beginn über die von der WHO empfohlenen Bewegungstrainings für Parkinson-Patienten informiert und danach per Zufallsprinzip in eine Kletter- oder Kontrollgruppe eingeteilt. Die Klettergruppe absolviert ein zwölfwöchiges Klettertraining, die Kontrollgruppe führt die Bewegungsempfehlungen zu Hause aus. Für die Auswertung werden Fragebögen, klinisch-motorische Untersuchungen, Bewegungssensoren und Interviews herangezogen.

Zur Finanzierung der Studie fehlt allerdings noch Geld. Über die Crowdfunding-Plattform "We make it" wird deshalb gesammelt. 15.000 Euro sollen es am Ende sein, mit denen vor allem Klettertrainer, -halle und -ausrüstung finanziert werden. Außerdem sind die Wissenschafter noch auf der Suche nach Teilnehmern.

Am Ende wollen die Initiatoren mit ihrer Forschungsarbeit erreichen, dass Klettern eine anerkannte Rehabilitationsform bei Parkinson wird – quasi Klettern auf Krankenschein. (bere, 28.9.2017)