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Protest in Chile im Juli 2017 für eine Lockerung des Abtreibungsververbots. Im August stimmte das Parlament schließlich dafür, Abtreibung in wenigstens drei Fällen zuzulassen: bei Vergewaltigung, wenn Lebensgefahr für die Mutter besteht und bei tödlichen Erkrankungen des Fötus.

Foto: AP/Esteban Felix

Genf – Fast die Hälfte der jährlich knapp 56 Millionen Abtreibungen weltweit werden laut Weltgesundheitsorganisation mit unsicheren Methoden durchgeführt. In 25,5 Millionen Fällen seien Frauen mit Praktiken konfrontiert, die als fragwürdig oder gefährlich erachtet werden, heißt es in einer im Fachblatt "The Lancet" veröffentlichten Studie der WHO und des amerikanischen Guttmacher-Instituts, die anlässliche des Internationalen Aktionstags für den legalen Zugang zum Schwangerschaftsabbruch am Donnerstag präsentiert wurde.

Nahezu jeder unsichere Schwangerschaftsabbruch wurde in Afrika, Asien oder Lateinamerika durchgeführt – insgesamt 97 Prozent. Prekär sei die Lage vor allem in den 62 Ländern, die Abtreibungen verbieten oder nur zulassen, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Dort fänden drei Viertel der Eingriffe mit unsicheren Methoden statt. Wo die Gesetze liberaler sind, in 57 Ländern, würden hingegen neun von zehn Abtreibungen nach den WHO-Standards durchgeführt.

Überholte Methoden

Die Studie unterscheidet zwischen problematischen ("less safe") und gefährlichen ("least safe") Abtreibungen. In die erste Kategorie fallen Eingriffe, die entweder von Laien oder aber von ausgebildetem Personal mit überholten Methoden wie Ausschabung der Gebärmutter vorgenommen werden. Gut 17 Millionen solcher Fälle gibt es laut der Studie weltweit. Sehr gefährlich seien von Laien durchgeführte Abtreibungen mit eingeführten Instrumenten, durch Einnahme von Ätzmitteln oder Kräutergebräuen. In diese Kategorie fallen acht Millionen Abbrüche.

Das Risiko schwerer Komplikationen sei bei medizinisch korrekten Abtreibungen eigentlich sehr gering, so die Studie. Kaum Probleme gebe es in Industrieländern, wo der Eingriff weitgehend legal sei und es eine gute Gesundheitsversorgung gebe. In Westeuropa würden 6,5 Prozent der Abtreibungen nicht nach besten Standards durchgeführt, in Osteuropa 14,2 Prozent. Am schlimmsten sei die Lage in Afrika außerhalb von Südafrika. 75 Prozent der Abtreibungen seien dort problematisch oder gefährlich.

Unsichere Datenlage

Regierungen und Behörden müssten mehr tun, um ungewollte Schwangerschaften und gefährliche Abtreibungen zu vermeiden, heißt es in der Studie. Zum Beispiel, indem sie junge Menschen sexuell aufklären, Familienplanung anbieten, Verhütungsmittel bereitstellen und Abtreibungen erlauben, sodass diese von medizinischem Personal mit anerkannten Methoden durchgeführt werden können.

Die StudienautorInnen betonen, dass es gerade in Ländern, in denen Abtreibungen verboten sind, schwierig sei, zuverlässige Daten zu bekommen. Viele Frauen trauten sich nicht, über das Thema zu reden. Trendaussagen seien auch nicht möglich, weil die Unterscheidung in unsichere und gefährliche Abtreibungen neu sei. (APA, red, 7.9.2017)