Thomas Blimlinger (links) geht als Neubauer Bezirkschef, Markus Reiter folgt ihm nach. Eine der größten Herausforderungen sei der Ausbau der U2.

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Wien – Die Wiener Grünen verlieren mit dem Abgang von Thomas Blimlinger als Bezirksvorsteher in Wien-Neubau ein populäres Zugpferd – und das zweieinhalb Wochen vor der Wahl. "Es gäbe sicher einen besseren Zeitpunkt für einen solchen Schritt", räumte der scheidende Bezirkschef am Mittwoch ein. Aber er habe sich aufgrund der am Dienstag durchgesickerten Infos dazu entschieden, in die Offensive zu gehen.

Zum Rückzug habe er sich schon im Frühjahr entschieden, versicherte der 60-Jährige. Mit parteiinternen Streitigkeiten habe sein Abgang insofern nichts zu tun – ebenso wenig wie mit einer "schweren Erkrankung", die er vor neun Jahren überstanden habe. "Aber noch bin ja ich nicht weg", bis zur Nationalratswahl am 15. Oktober werde er sich mit aller Kraft für die Grünen einsetzen. Und auch bis zur Amtsübergabe am 30. November – sie erfolgt in einer außertourlichen Sitzung des Bezirksparlaments – werde er seine ganze Energie in die Bezirksarbeit stecken.

Pläne noch geheim

Als Nachfolger präsentierte Blimlinger am Mittwoch Markus Reiter, Geschäftsführer der in Margareten ansässigen Sozialeinrichtung Neunerhaus, die Obdachlose bei der Wohnungssuche unterstützt und kostenlose Gesundheitsversorgung anbietet. Neuland ist die Politik für den 46-Jährigen nicht. Seit 2001 hat er, obwohl nicht dort wohnhaft, in Neubau ein Bezirksmandat inne. Seine Nachfolge im Neunerhaus sei bereits geregelt, Infos dazu werde es bald geben, kündigte Reiter an.

Er freue sich, künftig einen "coolen, weltoffenen Bezirk" führen zu dürfen, so Reiter. Pläne habe er bereits, verraten wollte er sie aber noch nicht: "Wenn ich dann angelobt bin, werde ich mich melden." Von Blimlinger, der Neubau zu dem gemacht habe, "was es heute ist", übernehme er sowieso einen großen Rucksack an Inputs und Ideen. Dieser wiederum bezeichnete den Ausbau der U2, die ab 2023 über die Neubaugasse bis zum Matzleinsdorfer Platz fahren soll, als eine der größten Herausforderungen. Da werde es im Bereich Kirchengasse eine große Baustelle geben: "Das wird nicht ganz so angenehm." Die Nachnutzung des fast gänzlich abgesiedelten Sophienspitals sei ebenfalls ein Großprojekt. Hier wünscht sich der Bezirk etwa die Schaffung günstigen Wohnraums.

Für "mehr Offenheit"

Blimlinger zog über seine mehr als 16-jährige Amtszeit positiv Bilanz. "Ich glaube, ich habe das nicht so schlecht gemacht." Bei wiederholten Wahlerfolgen erreichte er 2010 einen grünen Bezirksspitzenwert von 45,44 Prozent. Was die Grünen in Sachen Wahlkampf von ihm lernen könnten? "Ich sage das immer wieder: mehr Offenheit zu nicht grünaffinen Menschen." Es sei wichtig, auch mit diesen Leuten zu kommunizieren. Da täten sich die Grünen immer noch schwer, auch wenn es "schon besser als vor zehn Jahren" sei. Blimlinger legte mit einer "Schnurre" nach: "In meinen ganzen sechzehneinhalb Jahren ist nur ein einziger Nationalratsabgeordneter zu mir gekommen und hat mich gefragt, wie ich das mache, so einen Zuspruch zu haben. Der ist heute Bundespräsident."

"Noch nicht pensionsreif"

Pläne für die Zeit danach hat der Ex-Trafikant noch nicht. Er werde sich einmal zurückziehen und überlegen, was er machen könne – denn: "Ich fühle mich noch nicht so pensionsreif, wie manche glauben." Ein politischer Mensch werde er jedenfalls immer bleiben, mit Ratschlägen an Reiter will er sich aber zurückhalten: "Ich hoffe, ich werde nicht zu einem Exbezirksvorsteher, der seinem Nachfolger das Leben schwermacht."

Vassilakou-Mitarbeiter scheiden aus

Blimlingers Abgang ist nicht die einzige personelle Änderung bei den Wiener Grünen. Kürzlich hat Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou ihre Langzeitbüroleiterin Claudia Smolik verloren. Und auch Pressesprecher Patrik Volf verlässt das Vassilakou-Büro. (APA, 27.9.2017)