Die Neos schickten Irmgard Griss zur Diskussion mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Tarek Leitner.

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So manches Kartenspiel soll schon Familienkrisen ausgelöst haben. Etwa wenn das Gegenüber seinen Joker just so einsetzt, dass man seinen eigenen unnütz verbraten hat.

Das politische Äquivalent dazu war am Mittwoch bei der ORF-Diskussion zwischen den Vertretern von FPÖ und Neos zu beobachten: Da haben die Blauen ins erste Duell mit der grünen Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek ausgerechnet Heinz-Christian Straches Vize Norbert Hofer geschickt – wohl weil Straches angriffige Art im Match gegen eine Frau beim selektiv gendersensiblen Wahlvolk nicht so gut ankommt.

Nach Tauschfrist

Und dann das: Die Pinken schicken, nach der Tauschfrist, wie Moderator Tarek Leitner betont, die ehemalige Höchstrichterin, Präsidentschaftskandidatin und aktuelle Neos-Listenzweite Irmgard Griss gegen Strache in die Arena. Dass die FPÖ Strache schon einmal vertreten ließ und deshalb nicht mehr Hofer einsetzen konnte, brachte das interessierte Wahlvolk um eine Teilneuauflage des Präsidentschaftswahlkampfs, der nur das gesamte Vorjahr gedauert hatte. Schade!

Der FPÖ-Chef musste sich also bemühen, verbal nicht zu stark auf Griss loszugehen. Das führte zu einer Diskussion, die stellenweise angenehm sachlich, stellenweise fad war.

Naturgemäß weiß niemand, ob diese Fernsehdiskussion irgendjemandes Wahlentscheidung beeinflusst hat. Auch ob die Zuschauer nun besser informiert sind, ist unklar. Aber Irmgard Griss' Reaktion auf ein Zitat aus dem Neos-Programm, wonach das aktive Wahlrecht auch für Ausländer gelten soll, lässt den Schluss zu, dass zumindest sie an diesem Abend etwas Neues über die Neos gelernt hat. ORF-Bildungsauftrag: erfüllt. (Sebastian Fellner, 27.9.2017)