Robert Wolf alias Robert Räudig (Mitte rechts) und seine Wiener Punkrockband Chuzpe im damals in Undergroundkreisen schicken Design der New Yorker Ramones.

Foto: Stadtkino

Wien – Irgendwann ab der Frührente wird das Dasein möglicherweise so ereignislos, dass man sich überlegt: a) Soll ich heuer vielleicht doch einmal zum Maturatreffen gehen? b) Oder ich mache mir mit meinen Haberern einen netten Abend, an dem wir uns gemeinsam an die Kriegszeiten erinnern? So gut schlecht drauf haben wir uns seither nie wieder gefühlt. Eine schreckliche Zeit. Aber toll!

Ungefähr so funktioniert die rechtzeitig zur derzeit im Wien-Museum laufenden Wienpop-Ausstellung Ganz Wien startende Filmdoku Chuzpe über die gleichnamige legendäre Wiener Punk- und New-Wave-Band aus den späten 1970er-Jahren um Sänger und Texter Robert Wolf.

Chuzpe – Trailer
Stadtkino Filmverleih

Menschen über 50 erinnern sich an wienweit berühmte Klassiker wie Polsterficker, Beislanarchie, später, speziell aber an den Ö3-Hit Love Will Tear Us Apart, eine Coverversion der britischen Joy Division.

Während 88 Minuten gibt es hier leider relativ wenig Musik zu hören und zu sehen; möglicherweise waren die ORF-Jungredakteure damals zu sehr mit Frank-Zappa-Konzerten beschäftigt, um sich auch noch um aktuelle Strömungen zu kümmern. Eventuell waren damals aber auch die Beteiligten zu dicht, um zu filmen.

So hat Regisseur Peter Ily Huemer mit Robert Wolf und alten Szeneprotagonisten wie Ronnie Urini, Panza, dem heuer verstorbenen und im Film die halbe Miete einfahrenden Altpunk Lurkers und unvermeidlichen Interviewpartnern wie "Falco-Entdecker" Markus Spiegel einen anekdotischen Lagerfeuerabend gestaltet, der einmal sehr gut ins ORF-Nachtprogramm passen wird. Möglicherweise interessiert das aber nur Leute, die damals dabei waren. Es waren nicht viele.

Robert Wolf war 35 Jahre lang Briefträger und ist jetzt in Pension. Er macht wieder mehr Musik. Sie ist gut. (Christian Schachinger, 29.9.2017)