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Es waren keine zwei Minuten vergangen, da hatte Sebastian Kurz schon den "politischen Islamismus" ins Spiel gebracht. Aufgrund der mitlaufenden Uhr im Studio bei Claudia Reiterer konnte man das im Wahlduell, das der ÖVP-Kandidat gegen die Grüne Ulrike Lunacek zu schlagen hatte, gut beobachten. Und so ging es auch weiter: Frauen, Mindestsicherung, was auch immer: Kurz hat höchstens zwei Themen: Islamismus und Migranten.

Dieses Geflecht ist nicht nur sein roter Faden, sondern der Strick, auf dem er wie ein Seiltänzer durch den Abend balanciert. Etwa wenn er erklärt, dass er sich um die Rechte der Frauen sorge, obwohl er sich nie als Feminist bezeichnet, dann aber wieder das nicht so um Frauen- und andere Menschenrechte besorgte König-Abdullah-Zentrum verteidigt. Gesprächspartner dürfen ihm Stichworte zuwerfen, manchmal muss er dann das Gewicht ein bisschen verlagern, doch stets balanciert er wieder weiter.

Kurz ein Fundi

Würde man sich den fragwürdigen Spaß machen, ein Trinkspiel zu den Wahlduellen mit Kurz zu veranstalten, bei dem je ein Schnaps getrunken werden muss, wann immer Islamismus oder Migration vorkommen, man wäre nach 30 Minuten sturzbetrunken. Bei Heinz-Christian Strache würde es wahrscheinlich immerhin 45 Minuten dauern.

Bei der "Ehe für alle" aber blieb Kurz ein Fundi – da mussten islamistische Fundis gar nicht erwähnt werden. Doch bei der Frage nach Koalitionen kam er schon wieder auf illegale Migration zu sprechen. Ob er ihre Frage vergessen habe, mischte sich da Reiterer ein und bekam doch eine Antwort: Kurz sei für alle Koalitionen offen. Eine mit den Grünen drängt sich auch nach diesem Duell nicht auf. (Colette M. Schmidt, 28.9.2017)