Zwölf Prozent der burgenländischen Kommunalwahlen sind bereits geschlagen. Am vergangenen Freitag, beim heuer erstmals auch kommunal ermöglichten vorgezogenen Wahltag, gaben schon 11,8 Prozent ihre Stimme ab. Für den Sonntag ist dann der Rest der rund 260.000 Wahlberechtigten aufgerufen, die politischen Verhältnisse in den Kommunen – den Bürgermeister oder die Bürgermeisterin und die Zusammensetzung der Ortsparlamente – für die nächsten fünf Jahre zu justieren.

Auf der untersten politischen Ebene schaut es auch im Burgenland so aus, dass die alten Großen weiterhin die großen Alten sind.

2012 kam die SPÖ auf 46, die ÖVP auf 42 Prozent. Die SPÖ stellt seither 86, die ÖVP 78. Die Differenz auf 171 füllen Listenbürgermeister, zwei davon – der Deutschkreutzer Manfred Kölly und der Bad Sauerbrunner Gerhard Hutter – sitzen als Liste Burgenland auch im Landtag.

Kein Fingerzeig

An diesen Verhältnissen wird sich wohl nur wenig ändern. Es mag Verschiebungen geben. Erdrutsche erwartet man nicht. Klarerweise auch kaum Fingerzeuge auf die nächste Wahl in zwei Wochen.

Umgekehrt gilt das allerdings sehr wohl. Vor allem schwarze Wahlkämpfer berichten vom ungewohnten Gefühl, diesmal, anders als sonst, nur im positiven Sinn auf die Bundes-ÖVP angeredet zu werden.

Landes-Lüfterl

Die roten Wahlläufer verspüren ein warmes Landes-Lüfterl. In Wien mag man sich mit Prinzessinnen-Fisimatenten herumquälen. Zwischen Kittsee und Kalch dominiert aber Hans Peter Doskozil die Gespräche der kommunalen Hausbesucher. Denn klarerweise wird bei den politischen Heischegängen nicht nur über Gemeindeangelegenheiten geredet.

Für Grüne und die FPÖ – beide bislang mit zwei und vier Prozent eher marginal vertreten – gilt es, sich fester in Ortsstrukturen zu verankern. Bürgermeister stellen beide keinen. Die FPÖ hofft, als nunmehr gediegende Landesregierungs-Partei, sich in 99 Gemeinden etablieren zu können. In 72 davon geht sie auch ins Rennen um den Bürgermeister. Nur wenig hilfreich erscheint dabei der Umstand, dass in dieser Woche der bereits vierte Fall rechtsdubioser bis nazi-idiotischer Kandidatenäußerungen ruchbar geworden ist.

Die Grünen versuchen ihr Wahlglück in 28 Gemeinden. In zwölf auch im Hinblick aufs Bürgermeisteramt. Realistische Chance werden weder dort noch da eingeräumt, allerdings scheint es nicht unrealistisch, bestehende absolute Mehrheiten zu knacken. Das wäre auch das deklarierte Ziel der Grünen.

Rote Wiederauferstehung

Die ÖVP tritt in 170 Orten an. Nur im südburgenländischen Tschanigraben tut sie das nicht. Deshalb darf das sonntägige Ergebnis vorweggenommen werden. Die SPÖ kommt auf neun von neun Mandate, Bürgermeister wird, zum dritten Mal, Ernst Simitz.

Anders in Marz im Landesnorden. Da hat 2012 die SPÖ die Abgabefrist für die Kandidatenliste verpasst und durfte nicht antreten. Diesmal waren die Roten aber pünktlich. Und landesweit wird das kleine Marz bei Mattersburg am Sonntag bestaunt werden als jene Gemeinde mit dem höchsten SP-Zugewinn. Und nirgend sonst wird wohl die ÖVP so dramatisch verloren haben. (Wolfgang Weisgram, 30.9.2017)