Bundeskanzler Christian Kern beim Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs zur digitalen Zukunft Europas in Tallinn.

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Das Gratis-Tablet für alle Mittelschüler war gestern: Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) will jetzt bereits im Kindergarten auf digitale Bildung setzen, wie er beim EU-Digitalgipfel in Tallinn vor österreichischen Journalisten sagte. "Wir sollten das Thema digitale Grundbildung schon im Kindergartenalter festschreiben", sagte der SPÖ-Chef.

Geschlechter-Gap schließen

Freilich sollen nicht schon Kleinkinder zum Programmieren angehalten werden, unterstrich Kern. "Es gibt viele Möglichkeiten, spielerisch damit umzugehen." Eine frühe digitale Grundbildung sei auch wichtig, den "Geschlechter-Gap" zu schließen, sagte er mit Blick auf das geringere Interesse von Mädchen für Technik und Computer. "Je früher man Mädchen damit konfrontiert, desto größer ist die Chance, dass sie später dabei bleiben", sagte der Vater von drei Söhnen und einer Tochter.

Kern sprach sich auch dafür aus, Start-up-Unternehmen mit weiteren Anreizen in Österreich zu halten. Nach israelischem Vorbild sollen sie mehrere Jahre Steuererleichterungen für Umsätze bekommen, die sie mit ihren Erfindungen machen. Österreich habe derzeit nämlich eine "sehr gute Frühphasenfinanzierung" für solche Unternehmen, aber Schwierigkeiten, sie dann auch im Land zu halten. Bei den Auktionen für die fünfte Mobilfunk-Generation kann sich Kern vorstellen, "die Auktionen zu verändern". Demnach sollen die Unternehmen "überschaubare Preise" für die Frequenzen zahlen, sich aber zugleich verpflichten, Österreich flächendeckend mit der neuen Technologie (1 Gigabit Bandbreite) auszustatten.

"Digitales Europa 2025"

Das international als "E"-Land bekannte Estland hat die Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten nach Tallinn geladen, um sie auf eine gemeinsame Vision für ein "Digitales Europa 2025" einzuschwören. Dabei geht es um Cybersicherheit, die Vereinfachung von Behördenwegen durch elektronische Anwendungen, aber auch mehr Wachstum und Wohlstand.

Dabei geht es nicht nur darum, eine Handvoll IT-Techniker auszubilden, Roboter zu entwickeln und die Computerfirewalls zu verstärken. Laut einer Studie der EU-Kommission werden künftig neun von zehn Jobs digitale Fähigkeiten erfordern. Derzeit liegt diesbezüglich noch vieles im Argen. 44 Prozent der Europäer zwischen 16 und 74 Jahren fehlen grundlegende digitale Fähigkeiten. In Luxemburg seien es nur 14 Prozent, in Bulgarien sogar 74 Prozent. In Österreich liegt deutlich besser als der EU-Durchschnitt, mit nur 33 Prozent "digitalen Analphabeten". (APA, 29.9.2017)