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40 Grad im Freien, Pulverschnee in der Halle: Der Südtiroler Konzern Technoalpin beschneit Pisten und Wellnessbereiche auf der ganzen Welt.

Foto: ap/Kamran Jebreili

Volders/Wien – 365 Tage im Jahr eine Schneeballschlacht machen. Was sonst nur in sehr nördlichen und südlichen Breiten möglich ist, können Saunagänger seit drei Jahren in sogenannten Snow-Rooms erleben. Diese sollen eine Alternative zu herkömmlichen Kneippbecken nach einem Saunabesuch bieten. "Im asiatischen Markt ist das extrem im Kommen", sagt Martin Reifer von der Herstellerfirma Technoalpin.

Der Südtiroler Konzern baut Mini-Winterlandschaften in Luxushotels und auf Kreuzfahrtschiffen. Künstliche, schneebedeckte Bäume inklusive. Die Kältekammern sind trotz des einigermaßen geringen Wasserverbrauchs alles andere als nachhaltig: Die ganzjährig gekühlten Räume brauchen täglich in etwa so viel Energie wie eine Sauna für zwölf Personen. Man sei jedoch bemüht, die Abwärme wieder sinnvoll einzusetzen, etwa bei der Beheizung von Schwimmbädern, heißt es bei Technoalpin.

Als Klimasünder sieht sich das Unternehmen nicht, man liefere ja nur die Maschinen für den Schnee. Die Frage, ob der Klimawandel geschäftsfördernd sei, verneinte man bei dem Konzern: "Ganz ohne natürlichen Schnee wollen Skifahrer nicht auf die Piste gehen", sagt Reifer.

Schnee für Saunagänger

Ab kommendem Jahr können Saunagänger sich auch in Österreich in den künstlichen Schneeräumen abkühlen. Schnee im Indoorbereich ist für das Unternehmen kein Neuland: Technoalpin beschneit überdachte Pisten in Ländern wie Saudi-Arabien, Indien und Costa Rica.

Eigentlich liegt der Fokus von Technoalpin aber im Freien: Das italienische Unternehmen ist Weltmarktführer bei der künstlichen Beschneiung. Der Indoorbereich macht lediglich zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus, der im vergangenen Jahr bei 170 Millionen Euro lag. Neben herkömmlichen Beschneiungsanlagen produziert der Konzern auch Schnee für Windkanäle und für Klimakammern, in denen Material- oder Reifentests durchgeführt werden.

Draußen heiß, drinnen kalt

Mit steigenden Temperaturen aufgrund der sich verändernden klimatischen Bedingungen blüht das Geschäft mit dem Schnee. 70 Prozent der heimischen Skigebiete sind mittlerweile technisch beschneibar: "Wir können Pisten innerhalb von 72 Stunden grundbeschneien", sagt Reifer.

Begonnen hat die Geschichte des Unternehmens, das weltweit über 500 Mitarbeiter beschäftigt, in den 1980er-Jahren im Skigebiet Obereggen in Südtirol. Die damaligen Betriebsleiter Walter Rieder und Georg Eisath setzten aufgrund der schneearmen Winter bereits früh Beschneiungsanlagen aus den USA ein. Rieder war mit der Qualität der Anlagen unzufrieden, die Leistung war zu gering. Daraufhin fertigte er zusammen mit einem Schmied erste Geräte selbst an und verkaufte diese an das Skigebiet. Damit war der Grundstein für den heutigen Betrieb gelegt.

Während Österreichs Skigebiete damals auf den Einsatz verzichtet hätten, macht Technoalpin heuer rund 30 Prozent seines Umsatzes auf heimischen Pisten. Der Rest teilt sich auf Kunden in 47 weiteren Ländern auf.

Natürlicher Kunstschnee

Der produzierte Schnee wird oft fälschlicherweise als Kunstschnee bezeichnet, so Reifer. Tatsächlich befände sich nur Wasser und Luft in den Flocken. Anders als herkömmlicher Schnee bildet die künstliche Alternative jedoch keine unterschiedlichen Kristalle. Für einen Kubikmeter Schnee, der in der Produktion zwischen zwei und fünf Euro kostet, werden rund 400 Liter Wasser benötigt.

Im Indoorbereich sei der Wasserverbrauch laut Konzern jedoch geringer, da andere Düsen eingesetzt werden. Die Schneeräume werden über Nacht beschneit, auf dem Boden landen bis in der Früh an die 30 Zentimeter "Neuschnee". Um einen Schneeraum den ganzen Tag über mit Schnee zu befüllen, werden in etwa 50 bis 60 Liter Wasser benötigt. (Nora Laufer, 30.9.2017)