Foto: servus tv

Wien – Derzeit probt Julia Richter am Münchner Volkstheater für Tschechows "Die Möwe" in der Regie von Christian Stückl. Pferde stehen hingegen im Fokus der neuen Servus-TV-Serie "Trakehnerblut", die ab Anfang November läuft. Hier ist die junge Niederösterreicherin als Frau zu erleben, die "nach der eigenen Identität" sucht. Die Zutaten: Ein überraschendes Erbe, drei Halbgeschwister und ein Geheimniss

So klingt die Ausgangssituation der von "Ostwind"-Autorin Lea Schmidbauer erdachten Geschichte nach klassischem Drama-Fernsehen: Alexandra Winkler (Richter) lebt alleine in Wien und erfährt plötzlich, dass ihre leiblichen Eltern, die sie nicht kannte, ihr ein ganzes Pferdegestüt hinterlassen haben. Aber nicht nur das, auch drei Halbgeschwister sind da mit von der Partie und haben natürlich eigene Vorstellungen, was mit dem Hab und Gut geschehen soll. Und natürlich darf ein "mysteriöses Familiengeheimnis" in der Ankündigung nicht fehlen. "Sie purzelt wirklich hinein in diese Geschichte und will das gar nicht", umriss Richter im APA-Interview die Lage ihrer Figur.

Es braucht demnach einige Zeit, bis sich die Jungerbin mit allem anfreunden kann – allen voran ihren Halbgeschwistern Maximilian (Christoph Luser), Silvia (Patricia Aulitzky) und Leander (Laurence Rupp). "Jedes Mal, wenn sie dort ist, und mit jedem Stückchen, das sie erfährt über ein Leben, das ihres sein hätte können, wird sie mehr reingezogen", so Richter. "Sie merkt dann – bewusst oder unbewusst -, dass sie da bleiben will. Dass da ein Teil von ihr steckt, den sie kennenlernen will." Für sie sei gerade das ein Anknüpfungspunkt gewesen. "Eben dieses Bedürfnis zu wissen, wer die Eltern sind. Man braucht ja das Elternhaus oder ein Zuhause, um sich als Mensch zu entwerfen und zu positionieren."

Regie führen Andreas Herzog und Christopher Schier

Den Ton der Serie haben wiederum die Regisseure Andreas Herzog und Christopher Schier maßgeblich geprägt, von April bis August gab es insgesamt 72 Drehtage. Der Unterschied für Richter zu ihrer eigentlichen Heimat, der Bühne? "Im Theater hat man im Normalfall sechs Wochen Probenzeit", außerdem verwies die junge Schauspielerin auf Sekundärliteratur und andere Quellen, um sich einen Text anzueignen. "Es ist ein Sammeln und Suchen. In diesen sechs Wochen kann man ausprobieren – und möglicherweise auch scheitern." Beim Dreh gehe es hingegen geradliniger zu. "Man ist vom ersten Tag an in der Szene. Aber es gibt auch Möglichkeiten, sich auszuprobieren. Der Weg ist schon das Ergebnis."

Sie selbst, die ihren Weg ans Theater "hauptsächlich über die Sprache" gefunden hat, kann auch auf einen persönlichen Bezug zu Pferden zurückgreifen. "Das ist eine pippi-langstrumpf-hafte Vergangenheit", lachte Richter, die am Land aufgewachsen ist. "Im Nachbarort gab es einen Bauernhof mit Pferden, Hunden, Hühnern, Ziegen. Wir waren eine Horde Kinder, die immer an diesem Ort ihre Freizeit verbracht hat." In der Serie sei das Gestüt wiederum eine Art Ruhepol für ihre Figur. "Sie ist ja eigentlich überfordert mit der Familiengeschichte, und da strahlt das eben eine Ruhe aus."

Spuren nachgehen

Bleibt die Frage nach Kitsch, wenn es um schöne Landschaftsaufnahmen, sich anbahnende Liebe und Ausritte hoch zu Ross geht. "Bei vielen Pferdeserien oder -romanen hatte ich das Gefühl, dass Kitschgefahr besteht", meinte Richter. "Aber was bei uns das hoffentlich brechen wird: Es geht einfach um die Frage der Atmosphäre und wie man eine Geschichte erzählt." Schließlich sei gerade die Lebensrealität in Wien für Alexandra eine andere, nicht unbedingt idyllische. "Und im Endeffekt ist es ja egal, ob sie ein Hotel erbt oder ein Pferdegestüt – man muss die Geschichte ernst nehmen und den Spuren nachgehen." Für das Fernsehpublikum besteht diese Möglichkeit ab 2. November immer donnerstags um 20.15 Uhr auf Servus TV. (Christoph Griessner, APA, 2.10.2017))