Für gewöhnlich genießen die Skispringer unter allen Wintersportlern die beste Aussicht auf Innsbruck.

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Innsbruck – Das Feuer brennt noch nicht. Zwei Wochen vor der Abstimmung über eine mögliche Tiroler Olympiabewerbung für 2026 ist das Interesse daran überschaubar – sowohl aufseiten der Gegner als auch bei den Befürwortern. Am Sonntagabend trifft sich die Nolympia-Bewegung im Innsbrucker Treibhaus, traditioneller Hort widerständigen Treibens. Knapp 100 Interessierte, einige kennt man von Bürgerinitiativen wie jener gegen den Patscherkofel-Umbau, haben sich dazu eingefunden. Ein Gastredner aus Graubünden berichtet, wieso sich die Schweizer Region bereits mehrfach gegen eine Bewerbung ausgesprochen hat.

Am Montagvormittag macht die Infotour der Befürworter – dahinter stehen die Stadt Innsbruck, das Land Tirol und das Österreichische Olympische Comité (ÖOC) – Station in Innsbruck. Gerade einmal zehn Besucher verirren sich dazu in den Plenarsaal des Rathauses. Neben der Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer sind mehrere Stadträte, ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel und Olympia-Botschafter Benni Raich vor Ort, um den Besuchern Rede und Antwort zu stehen.

Versprechen und die Sicherheit

Tirol mit der Host City Innsbruck will sich als Region um die Austragung "redimensionierter Winterspiele 2026" bewerben. Es wären nach 1964 und 1976 die dritten in der selbsternannten Alpenhauptstadt. Kein Cent Steuergeld soll dazu verwendet, keine neuen Sportstätten sollen dafür gebaut werden, lautet das Versprechen. Angesichts bisheriger olympischer Gigantomanie wie zuletzt im russischen Sotschi wollen das die Gegner nicht so recht glauben.

Doch Mennel, treibende Kraft hinter der Bewerbung, wiederholt gebetsmühlenartig, dass das Durchführungsbudget von 1,175 Milliarden Euro durch Einnahmen abgesichert sei. Die übrigen Kosten, darunter Infrastrukturprojekte wie das olympische Dorf, der Ausbau der Verkehrswege oder die Sicherheitsvorkehrungen außerhalb der Wettkampfstätten, seien nicht Olympia zuzurechnen. Die Höhe dieser Kosten vermag er nicht abzuschätzen.

Anti-Olympia-Hymne

Das stößt wiederum den Gegnern sauer auf. Sie besingen in ihrer Anti-Olympia-Hymne, die sie zu Beginn ihres Treffens anstimmen: "Ziwan, zawan Zeachnkas, Olympia wird tuier." Man befürchtet Milliardenkosten, auf denen der Steuerzahler sitzen bleibt. Schließlich übernimmt der Bund die Durchführungsgarantie.

Politisch spricht sich allein die Oppositionspartei Liste Fritz gegen die Bewerbung aus. Wohl auch mit dem Kalkül, hier zu punkten. Tirol wählt im Februar 2018 einen neuen Landtag. Die Regierungsparteien ÖVP und Grüne auf Landesebene sowie die ÖVP-nahe Bürgermeisterinnen-Liste Für Innsbruck wollen keine Wahlempfehlung aussprechen, sind aber dafür. FPÖ und SPÖ tun das auch nicht, obwohl sie offen pro Olympia sind.

Nur die Grünen in Innsbruck sind ausgeschert und haben sich im Hinblick auf die Gemeinderatswahl 2018, bei der man sich Chancen auf den Bürgermeistersessel ausrechnet, gegen eine Bewerbung gestellt. Denn es ist davon auszugehen, dass die Stimmung in Innsbruck eher gegen, im Land wiederum eher für Olympia ist.

Infotour dank YOG 2012

Die Infotour durch sämtliche Bezirke soll Kritiker überzeugen. Finanziert wird diese wie auch die Machbarkeitsstudie aus den Überschüssen der Jugendspiele, die 2012 in Innsbruck stattgefunden haben. "Wer informiert ist, ist für Olympia", sagt Mennel selbstbewusst. In der Praxis ist das mühsamer. Bürgermeisterin Oppitz-Plörer ringt sichtlich mit der Fassung, als ein Bürger in der Diskussion mit ihr partout nicht auf Argumente eingehen will. "In Sachen Bürgerbeteiligung hat noch niemand der Weisheit letzten Schluss gefunden", seufzt sie.

Der Ausgang der Abstimmung am 15. Oktober ist noch offen. Bewirbt sich Tirol, liegen die Chancen für einen Zuschlag bei "über 50 Prozent", glaubt Mennel. Die Gegner planen indes, den Widerstand auch nach einem Ja fortzusetzen. Dazu will man nun eine Bürgerinitiative nach Innsbrucker Stadtrecht gründen, um 2018 erneut abstimmen zu lassen.

Zwei Mal hat das olympische Feuer bereits auf dem Innsbrucker Bergisel gebrannt. Ob es ein drittes Mal entzündet werden könnte, darüber entscheidet Tirol am 15. Oktober. (Steffen Arora, 3.10.2017)