Die kleine Kupferbeilklinge von Zug-Riedmatt misst 6,5 Zentimeter und ist abgesehen von wenigen Kratzspuren auf der Oberseite unbeschädigt.

Foto: Res Eichenberger

Etwa so stellen sich die Wissenschafter den Fundort des Beiles in Zug-Riedmatt im Delta der Lorze vor mehr als 5.000 Jahren vor.

Illustration: Eva Kläui und Eda Gross

Zug – Im Jahr 2008 legten Archäologen in der Schweizer Pfahlbau-Fundstelle Zug-Riedmatt am Zugersee eine 5.000 Jahre alte Kupferbeil-Klinge frei. Eine genauere Analyse hat nun vertraute Merkmale ans Licht gebracht: Experten der Zuger Archäologie und der Universität Bern erstellten eine Art chemischen Fingerabdruck der Klinge und fanden dabei große Ähnlichkeiten zum Beil der Gletschermumie Ötzi vom etwa 180 Kilometer entfernten Similaun. Demnach stammte sie ebenso wie Ötzis Werkzeug aus der südlichen Toskana.

Die Untersuchung der chemischen Zusammensetzung sowie des Verhältnisses der Bleiisotope habe für beide Klingen deckungsgleiche Charakteristika ergeben, erklären die Forscher. Dies weise darauf hin, dass die beiden Klingen bezüglich Datierung, Herkunft und Werkstatttradition in einen vergleichbaren Rahmen fallen und sich im erzreichen Gebiet um Campiglia Marittima und der Colline metallifere in der Toskana verorten lassen.

Kupfer aus dem Süden

Die Verwendung von Kupfer nördlich der Alpen wurde vor 5.000 Jahren demnach stark durch Impulse aus dem Süden geprägt, so die Schlussfolgerung der Untersuchung. Die kulturellen Verbindungen in den Süden und die Verteilungsnetze von Kupfer seien bisher unterbewertet worden, meinen die Experten.

Das Zuger Kupferbeil wurde vor mehr als 5.000 Jahren vermutlich als Opfergabe im Wasser deponiert. Es gehört zu den wenigen sicher datierten jungsteinzeitlichen Kupferbeilen in Europa. Der Pfahlbau Riedmatt wurde 2011 zusammen mit 110 weiteren solcher Fundstellen im Alpenraum zum UNESCO-Welterbe erklärt.

Mildes Klima erleichterte Alpenquerung

Vom dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung bis etwa 1750 vor unserer Zeitrechnung herrschte im Alpenraum ein vergleichsweise mildes Klima. Die Gletscher zogen sich zeitweise zurück, so dass Menschen Hochgebirgspässe im Sommer überqueren konnten. Die berühmte Gletscherleiche Ötzi, die 1991 in den Ötztaler Alpen in Südtirol gefunden wurde, ist mehr als 5.200 Jahre alt. (APA, red, 3.10.2017)