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Monarch suchte einen Käufer – vergeblich.

Foto: Reuters/Mary Turner

London – Nach der Insolvenz der Fluggesellschaft Monarch Airlines ist die nach britischen Regierungsangaben größte Rückholaktion des Landes in Friedenszeiten angelaufen. Etwa die Hälfte der 110.000 im Ausland gestrandeten Passagiere soll noch in dieser Woche mit gecharterten Flugzeugen nach Hause gebracht werden.

Der Chef der Luftverkehrsbehörde CAA (Civil Aviation Authority), Andrew Haines, sprach von einem "guten Start". Bis Dienstagabend sollten mehr als 23.000 Urlauber vor allem aus Spanien wieder zu Hause sein.

Konkurrenz und Kostendruck

Mit Monarch ist eine weitere europäische Fluggesellschaft in diesem Jahr vor allem an starker Konkurrenz und Kostendruck gescheitert. Auch Air Berlin und Alitalia konnten dem harten Konkurrenzkampf auf dem europäischen Luftfahrtmarkt nicht standhalten.

Ein halbes Jahrhundert nach der Gründung war der Betrieb von Monarch Airlines, der fünftgrößten britischen Fluggesellschaft, am Montag eingestellt worden. Auch 300.000 Buchungen von 750.000 Passagieren verloren ihre Gültigkeit; darin enthalten sind Gruppenbuchungen. Insgesamt sind etwa 860.000 Kunden von der Insolvenz betroffen. Die CAA sprach vom größten Scheitern einer britischen Airline.

Der Fluggesellschaft misslang der Nachweis, finanziell ausreichend abgesichert zu sein. Dies war Voraussetzung für eine Verlängerung der Erlaubnis zum Verkauf von Pauschalangeboten mit Flügen.

Erst Alitalia, dann Air Berlin

In der Luftfahrtbranche geht es derzeit turbulent zu. "Das Scheitern der dritten Airline in diesem Jahr in Europa – nach Alitalia und Air Berlin – ist ein Symptom von Überkapazität und viel zu aggressiver Preispolitik", sagte am Montag der Analyst Neil Wilson vom Handelshaus ETX Capital. Monarch-Chef Andrew Swaffield machte in einem Schreiben an seine Angestellten auch Terrorattacken in Tunesien und Ägypten sowie die Lage in der Türkei für das Aus verantwortlich. Das schwächelnde Pfund trug ebenfalls zur Insolvenz bei.

Massive Kritik gab es zuletzt auch an der irischen Billig-Fluggesellschaft Ryanair, die das massenhafte Streichen von Flügen mit internen Planungsproblemen begründet hatte.

1.900 Jobs fallen weg

Nach Angaben der Insolvenzverwalter von der britischen Firma KPMG werden durch die Monarch-Pleite fast 1.900 Arbeitsplätze nicht mehr gebraucht. Betroffen sind von der Insolvenz unter anderem Urlauber in Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien und Portugal. Sie sollen binnen 14 Tagen alle wieder zu Hause sein.

Monarch Airlines flog von mehreren britischen Flughäfen insgesamt über 40 Ziele an, darunter den Bodensee-Airport in Friedrichshafen. Passagiere seien dort derzeit aber nicht betroffen, sagte Bettina Natterer vom Marketing des Flughafens. "Die Monarch war im Winterflugplan (29. Oktober bis 24. März) einmal pro Woche von London nach Friedrichshafen geplant – vor allem für britische Skitouristen." Die Strecke werde weiterhin von British Airways und Easyjet bedient.

"Große Herausforderung"

Monarch Airlines gehört der Firma Greybull Capital und hat in den Bereichen Flüge und Reisen etwa 2.100 Mitarbeiter. Bis vor drei Jahren gehörte sie einer Milliardärsfamilie aus dem Tessin (Schweiz). Das vergangene Geschäftsjahr schloss die Fluggesellschaft, die ihren Sitz in Luton bei London hat, mit einem Verlust von 291 Millionen Britischen Pfund ab. Die Suche nach einem Käufer schlug fehl.

Der britische Verkehrsminister Chris Grayling nannte die Lage für die gestrandeten Monarch-Urlauber beunruhigend. "Niemand sollte die Größe der Herausforderung unterschätzen. Daher bitte ich die Passagiere, geduldig zu sein", wird Grayling in einer Mitteilung zitiert. (APA, 3.10.2017)