Johnny Silver: Eine frühe Inkarnation des Schauspielers Johannes Silberschneider erfährt späte Anerkennung. Am Freitag spricht er darüber im Plattenladen Schallter.

Foto: Gerhard Batz

Wien – Die heimische Popkultur genießt zurzeit durch die Ausstellung Ganz Wien – Eine Pop-Tour im Wien-Museum eine erhöhte Aufmerksamkeit. Doch behandelt diese natürlich nur diverse Stationen und wichtige Zäsuren der Wiener Popkultur. Niemand spricht über Mautern. Ja, Mautern.

Manche nennen es das Herz der Finsternis der Obersteiermark, doch die meisten kennen es, wenn überhaupt, wegen seines Tierparks. Dort, quasi im Schatten des Erzbergs, wurde am 24. Mai 1983 der Song Once Upon A Time in Jack's Tape Station aufgenommen, von einem gewissen Johnny Silver.

Johnny Silver ist ein in Vergessenheit geratener Rock 'n' Roller. Geschleckte Frisur, Buddy-Holly-Brille und ein Anzug aus Onkels Schranks – fertig war Johnny Silver, der sich hinterm Mikro in Pose warf, wie es die Schule Elvis Presley lehrte. Doch trotz beträchtlichen Einsatzes wurde aus Johnny Silver nichts.

Späte Anerkennung

Hollywood rief nicht an, die Sun Studios ließen auch aus. Also machte Johnny kehrt und lernte etwas Gescheites: Er ging ans Theater. Dort wurde er unter seinem bürgerlichen Namen bekannt, als Johannes Silberschneider. Sogar für eine Oscar-Nominierung sollte er mitverantwortlich sein, als er sich in Virgil Widrichs Avantgardekurzfilm Copy Shop (2001) vervielfältigte. Bekannter wurde er aber durch denkwürdige Auftritte in Serien wie Trautmann und Tatort.

Dem steirischen Qualitätslabel Pumpkin Records und dessen Betreiber Wolfgang Pollanz ist es nun zu verdanken, dass diese vergessen geglaubte Phase Silberschneiders späte Anerkennung findet. Pumpkin Records hat soeben eine auf 300 Stück limitierte EP mit vier Aufnahmen von Johnny Silver veröffentlicht: Johnny Silver Is Coming To Town.

Kommenden Freitag wird Silberschneider im Plattenladen Schallter an der Wiener Westbahnstraße mit Walter Gröbchen ein Zeitzeugengespräch führen und die Platte signieren. Gröbchen ist Verleger, Journalist und Mitkurator der Ganz Wien-Ausstellung.

Johnny Silvers Musik steht in einem Naheverhältnis zu jener von Kottans Kapelle, wenngleich Silvers Musik nicht zwangslustig ausfiel, aber doch in der Schnittmenge von Rock 'n' Roll und L'amour-Hatscher zu liegen kommt. (Karl Fluch, 4.10.2017)