Von wegen genialer Spindoctor: Abgesehen von der moralischen Verwerflichkeit stellt die Affäre um die Dirty-Campaigning-Homepages dem Ex-SPÖ-Berater Tal Silberstein auch fachlich ein schlechtes Zeugnis aus. Die eine der beiden Facebook-Seiten war nicht nur ungustiös, sondern auch dümmlich und zu plump, um Sebastian Kurz schaden zu können. Die zweite war etwas subtiler – aber auch hier deutet nichts darauf hin, dass die Aktion im Wahlkampf prägenden Eindruck hinterlassen hätte. Die Meinungsumfragen legen nahe: Genützt hat's nix.

Der potenzielle Schaden der Operation überstieg den möglichen Nutzen um ein Vielfaches, das hätte den Zauberlehrlingen von Anfang an klar sein müssen. Zu groß ist die Gefahr, dass Mitwisser etwas ausplaudern, absichtlich oder durch eine leichtsinnige E-Mail – vor allem dann, wenn nicht nur eingefleischte Parteisoldaten im Team sind.

Ob der Skandal die Wahl tatsächlich entscheidend beeinflussen wird, ist noch nicht ausgemacht. Womöglich orientieren sich die Bürger ja wirklich stärker an lebensnahen Fragen wie Arbeitsplätze oder Steuerpolitik – was ein durch und durch rationaler Zugang wäre. Doch in Zeiten, in denen Wähler volatil sind und schon so manche sozialdemokratische Partei in Europa zerbröselt ist, ist für die SPÖ auch der Worst Case denkbar: der Absturz auf ein Zwergenniveau samt existenzieller Krise – und all das durch einen Akt atemberaubender Blödheit. (Gerald John, 3.10.2017)