Foto: Maria von Usslar
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Dalaas / Wald am Arlberg – Schwarz-Weiß-Denken hat in Vorarlberg eine andere Bedeutung: "Rein rechnerisch ist in Vorarlberg jeder Zweite ein Schwarzer", erzählt Christian Gantner, Bürgermeister von Dalaas. Die ÖVP wurde dem 37-Jährigen in die Wiege gelegt, sagt der Ortschef der 1.600-Einwohner-Gemeinde am Fuß des Arlbergs. Nicht nur ihm, auch seinem Cousin, dem Neos-Gründer Matthias Strolz. Auch wenn die politischen Karrieren der beiden ähnlich begonnen haben, die Entwicklung ist dann doch unterschiedlich verlaufen.

Christian Gantner wuchs wie sein Cousin Matthias Strolz auf einem Bergbauernhof auf. Ihre politische Couleur ist unterschiedlich, dennoch gibt es Parallelen.
DER STANDARD

2013 machten 39,9 Prozent der Dalaaser ihr Kreuz bei den Neos. Ob Gantner selbst einer der 313 Wähler war, will er nicht sagen, gehört er doch der ÖVP an, sitzt für sie im Vorarlberger Landtag. "Politik soll die Familie nicht entzweien", sagt Gantner, ganz im Gegenteil: Die Gründung der Neos habe ihn mit seinem Cousin wieder näher zusammengebracht.

Strolz bezeichnet sich selbst gern als "Bergbauernbuben", der dank eines Stipendiums studieren konnte. Auch Gantners Eltern betrieben einen Bergbauernhof – im Nebenerwerb. Diese Tradition setzt der Bürgermeister fort und melkt täglich seine acht Kühe.

"Natürlich hat mich meine Kindheit und Jugend auf dem Bergbauernhof geprägt", sagt Strolz. Aber es habe ihn auch genervt, dass er bei der Heuarbeit mithelfen musste, während Freunde und Schulkolleginnen ins Freibad gehen konnten. "Doch wenn ich zurückdenke an glückliche Momente meiner Kindheit, mache ich Sprünge über zusammengerechte Heuhaufen. Oder ich denke an meinen Hochsitz auf dem Apfelbaum, wo ich meine Hausaufgaben gemacht habe. Oder meine Touren durch Wälder und über Berge, wo ich mir meine Welt größer gemacht habe – mit großartigem Ausblick", erinnert sich der Oppositionspolitiker.

Dalaas wächst. Darauf ist Gantner stolz, das ist keine Selbstverständlichkeit in Bergregionen. Viele junge Menschen würden zurückkommen und sich in ihrer alten Heimat niederlassen. Deswegen wurde eine Wohnraumoffensive gestartet. Baugründe und Mietwohnungen wurden geschaffen, der Erwerb von Immobilien als Zweitwohnsitz deutlich reduziert. Auch die Kinderbetreuung wurde ausgebaut. Zwei Volksschulen in einer Gemeinde mit 1.600 Einwohnern klingt nach viel, sei aber notwendig, damit sich Menschen hier ansiedeln, sagt Gantner. Kinder- und Nachmittagsbetreuungsangebote seien erweitert worden. Denn auch wenn er nicht in Konkurrenz mit anderen Gemeinden stehen will, sieht er sich doch im Wettbewerb um Bürger. (Marie-Theres Egyed, Maria von Usslar, 10.10.2017)